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Alt 08-08-2003, 17:30   #23
cade
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Thüga Vorstandsmitglied scheidet aus
SdK AktionärsNews

Für Baissezeiten eher ungewöhnliche Szenen spielten sich auf der Hauptversammlung der Thüga AG (ISIN DE0007481004/ WKN 748100) Ende Juni in München ab, so die Experten von "SdK Aktionärsnews".

Der seit über 30 Jahren amtierende Vorstandschef Dr. Dieter Nagel habe mit Ablauf der HV sein Vorstandsmandat niedergelegt und sei von den anwesenden Aktionären mit stehendem Applaus verabschiedet worden. Schon beinahe gewohnheitsmäßig habe Nagel von einem im Vergleich zum Vorjahr höheren Jahresüberschuss berichten können, der sich in 2002 aufgrund von Sondererträgen sogar auf grandiose 645 Mio. Euro belaufen habe. Die Aktionäre würden von dieser Entwicklung zweifach profitieren. Zum einen notiere die Aktie - trotz dreijährigem Kursrückgang sämtlicher Weltbörsen - auf einem Allzeithoch bei etwa 70 Euro, zum anderen sei die Dividende auf 1 Euro und somit um 11% erhöht worden.

Diese Erhöhung sei zwar erfreulich, hätte angesichts des Ergebnisses aber deutlich höher ausfallen müssen, wie sämtliche Aktionärsvertreter kritisiert hätten. Besonders herauszustellen sei jedoch die Bilanzstruktur der Gesellschaft. Bei einer Bilanzsumme von 2,7 Mrd. Euro betrage das Eigenkapital 2,15 Mrd. Euro, Bankverbindlichkeiten weise die Gesellschaft nur marginal auf. Die liquiden Mittel würden sich auf ca. 530 Mio. Euro belaufen und seien im Konzernverbund bei der E.ON AG angelegt. Besonders interessant dürften die mit 1,5 Mrd. Euro bilanzierten Beteiligungen sein, die in dieser Größenordnung nur einen Bruchteil des wahren Wertes darstellen würden und somit riesige stille Reserven beinhalten sollten.

Die E.ON Energie AG halte mittel- und unmittelbar deutlich mehr als 95% der Thüga-Aktien. Berücksichtige man das Vorgehen der E.ON-Verantwortlichen bei anderen Unternehmen des Konzernverbunds in der Vergangenheit, sei die Wahrscheinlichkeit eines Squeeze out bei der Thüga hoch. Gerade dann aber müsste den freien Aktionären der wahre Wert der Beteiligungen offenbart werden - der Kursanstieg sei vorprogrammiert.

Der von der E.ON Energie AG entsandte Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Johannes Teyssen habe auf Aktionärsfragen hinsichtlich der weiteren Strategie des Großaktionärs wenig souverän reagiert und habe sich hinter nichtssagenden Floskeln verschanzt, ohne konkrete Angaben zu machen. Nagel habe in seinen Ausführungen klar gestellt, dass die Strategie der Thüga immer auf Eigenständigkeit basiert habe und nur diese Ausrichtung für den unternehmerischen Erfolg der Gesellschaft gesorgt habe. Keinesfalls dürfe sich die Thüga als "Vertriebsarm" der E.ON AG missbrauchen lassen.

Der Aufsichtsratsvorsitzende habe es sich nicht nehmen lassen, die Entwicklung der Thüga AG in den 30 Jahren unter der Regie von Dr. Nagel zu skizzieren. Von einer kleinen aber feinen Beteiligungsgesellschaft habe es Nagel geschafft, einen nationalen "Big Player" im Energiegeschäft zu etablieren, der die Chancen in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung bestens genutzt habe. Inzwischen sei die Thüga mit Beteiligungen in Italien, Kroatien und Polen sogar auf dem besten Weg, ein internationaler Player zu werden.

Trotz dieser progressiven Akquisitionspolitik habe es Nagel geschafft, die Gesellschaft kerngesund zu erhalten, so dass Nagels Nachfolger ohne "Aufräumarbeiten" weitermachen könnten. Besonders herauszustellen sei aber der faire Umgang Nagels mit allen Interessensgruppen der Gesellschaft. Mitarbeiter, Vertreter der Stadtwerke und Aktionäre hätten sich deshalb auf der HV gleichermaßen angetan von Nagels Lebenswerk gezeigt und hätten den Weg des Vorsitzenden in den Ruhestand bedauert.

Die Thüga AG habe sich unter der 30jährigen Regie des Vorstandsvorsitzenden Dr. Nagel zu einem der am besten geführten Unternehmen Deutschlands entwickelt. Darauf sollten die Nachfolger aufbauen können um die Erfolgsgeschichte fortzuschreiben. Ob die freien Aktionäre noch lange an dieser Geschichte teilhaben würden, müsse jedoch bezweifelt werden. Zumindest sollte bei einem Squeeze out eine deutlich über dem jetzigen Börsenkurs liegende Abfindung gezahlt werden.
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viele grüsse

cade
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