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Alt 26-07-2003, 20:17   #21
cade
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E.ON-Konzernumbau wohl ohne große Einschnitte

- Von Bärbel Brockmann -


Düsseldorf (Reuters) - Die angekündigte neue Konzernstrategie bei Deutschlands größtem Energieunternehmen E.ON wird anders als beim Konkurrenten RWE nach Einschätzung von mit dem Prozess vertrauten Kreisen keine drastischen Veränderungen bringen.


Bis Mitte August soll die neue Konzernstruktur stehen. In diesen Tagen sollen auf einem Führungskräftetreffen Zwischenergebnisse beraten werden. Parallel zu den laufenden Umbau-Diskussionen sind die Verhandlungen ANZEIGE

über den Verkauf von Beteiligungen in die heiße Phase getreten. Für den Gas- und Wasserversorger hat nun auch der Mannheimer Regionalversorger MVV Energie den Hut in den Ring der Bieter geworfen.


"Es geht um die Optimierung von Schnittstellen", heißt es in den Kreisen zur neue Strategie. Standortschließungen und nennenswerte Personalkürzungen werde es bei der Düsseldorfer E.ON daher wohl nicht geben. Bei der Essener RWE wird der Konzernumbau hingegen vom Wegfall von rund 1000 Stellen und der Zusammenlegung von Standorten begleitet.


"Entscheidender Punkt wird sein, inwieweit man in den Geschäftsfeldern Strom und Gas Synergien heben kann", heißt es in E.ON-Kreisen weiter. Grundsätzlich dürfte es aber dabei bleiben, dass die Töchter E.ON Energie, Ruhrgas und die britische Powergen als eigenständige Schwestern unter der Holding aufgehängt sind. Fraglich ist die künftige Rolle der Tochter Thüga. Das Münchener Unternehmen besitzt mit seinen über 100 Minderheitsbeteiligungen an Stadtwerken den erstrebten Zugang zum Endkunden. Denkbar sei es, dass Ruhrgas seine eigenen Stadtwerkebeteiligungen in die Thüga einbringt, sagen Branchenexperten.


Als ausgemacht gilt unterdessen, dass die Konzern-Holding künftig mehr operative Aufgaben für sich reklamiert. Denkbar sei es, dass im Zuge einer Trennung des europäischen Geschäfts einerseits und des internationalen Geschäfts andererseits das US-Geschäft von der Konzernholding in Düsseldorf gesteuert wird. Das US-Geschäft, das im wesentlichen aus dem Regionalversorger LG&E im Bundesstaat Kentucky besteht, wird aber nach derzeitigem Stand erst einmal nicht ausgebaut. Wie RWE hat sich auch E.ON nach vielen Großeinkäufen, zuletzt kam die zehn Milliarden Euro teure Ruhrgas hinzu, Integration und Konsolidierung auf die Fahnen geschrieben.


KEINE EILE BEI DESINVESTITIONEN


Mit der Verlängerung der Frist, bis zu der E.ON die in der Ministererlaubnis für die Fusion mit Ruhrgas geforderten Auflagen abarbeiten muss, hat der Konzern jetzt Luft für die Verhandlungen mit Interessenten. In der Gaswirtschaft besonders gefragt ist die 42-Prozent-Beteiligung am Leipziger Ferngasunternehmen VNG. Um VNG soll nach dem Willen des Wirtschaftsministeriums eine zweite starke Kraft auf dem deutschen Gasmarkt entstehen. Zum Kreis der Bieter gehören neben RWE (Xetra: 550900.DE - Nachrichten) ein Konsortium aus der BASF (Xetra: 515100.DE - Nachrichten - Forum) -Tochter Wintershall und der russischen Gazprom sowie die staatliche Gaz de France (Paris: 4774.PA - Nachrichten) . Aus Sicht eines Hamburger Gasmarktexperten haben die Franzosen derzeit die besten Karten: "Die Franzosen drängen mit Macht nach Deutschland und bieten in der Regel am meisten."


Nach Ansicht von Karlheinz Bozem von der Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton wäre ein Zuschlag für Gazprom/Wintershall "der elegantere Weg". Da die finanzschwache Gazprom die VNG-Beteiligung vermutlich mit eigenen Aktien bezahlen und Ruhrgas erklärtermaßen seinen derzeit 6,5-prozentigen Anteil an Gazprom aufstocken wolle, wären zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. "Das wäre auch der erste Fall, bei dem sich ein ausländischer Produzent in den deutschen Weiterverteiler-Markt einkaufen würde", sagte Bozem.


Nach der Ministererlaubnis für die Ruhrgas-Übernahme hatte das Wirtschaftsministerium E.ON eine Frist bis zum 11. August gesetzt, bis zu der die geforderten Desinvestitionen über die Bühne gebracht werden sollten. Diese Frist ist nach Angaben aus unternehmensnahen Kreisen um einige Monate verlängert worden.


Auch um den Gas- und Wasserversorger Gelsenwasser wird offenbar heftig gerungen. Nachdem RWE als Bieter ausgestiegen war, bleiben noch der Mannheimer Regionalversorger MVV Energie, der nach eigenen Angaben zusammen mit den Hamburger Wasserwerken bieten will, sowie Branchenkreisen zufolge noch der französische Wasserversorger Veolia und ein Ruhrgebietskonsortium um die Städte Bochum und Dortmund. Schwieriger dürfte es wohl für E.ON werden, seine Minderheitsbeteiligungen an den Bremer Stadtwerken und dem Oldenburger Regionalversorger EWE zu verkaufen. Eine Minderheitsposition mache strategisch für die meisten in Frage kommenden Versorger keinen Sinn (Xetra: 777300.DE - Nachrichten) , sagt Bozem.
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viele grüsse

cade
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