W.E.T. Automotive - Quo vadis?
24.07. 09:25
In unserer Studie vom 13.06.2003 hatten wir den Hersteller von Automobilsitzheizungen W.E.T. Automotive Systems AG mit Rating „Kaufen“ eingestuft und darauf hingewiesen, dass wir das Übernahmeangebot in Höhe von 52,70 Euro durch die 2026140 Ontario Inc. (Toronto, Kanada) für deutlich zu niedrig halten. Seit unserer Einstufung hat sich der Kurs nun auch schon in Richtung unserer Einschätzung entwickelt und befindet sich mit aktuell 57,50 Euro bereits deutlich über dem gebotenen Übernahmepreis. Damit teilt der Markt unsere Einschätzung und die Zahlen der eingereichten Aktien mit ca. 137.000 Aktien (4,27%) des Grundkapitals von W.E.T. zeigt, dass aktuell noch kein besonderes Interesse zur Einreichung von Seiten der Aktionäre besteht. Insgesamt wurden dem Übernehmer nun also 69,94% angedient, was noch weit von den angestrebten 95% entfernt ist.
Auf Basis der exzellenten Margensituation bei W.E.T. und den hervorragenden Aussichten für das Jahr 2003 errechneten wir in unserer Studie einen fairen Wert von 74 Euro. In einem aktuellen Presseinterview hat der Finanzvorstand Haape von W.E.T. den Übernahmepreis von 52,70 Euro nochmals als „fair“ verteidigt und darauf hingewiesen, dass sich W.E.T. aktuell in einer sehr komfortablen Situation befindet und sich die Ertragsseite eher verschlechtern sollte, da in der Automobil-Zulieferbranche ein gewaltiger Preisdruck herrsche.
Wir sind hier anderer Meinung. Schaut man sich die Margensituationen der gut positionierten Automobilzulieferer wie W.E.T. oder auch BERU an, so weist dies eher auf eine erstarkte Position der Zulieferer hin. Vorausgesetzt natürlich, die Produkte sind attraktiv und die Marktstellung ist gut. Das ist bei W.E.T. eindeutig der Fall, da sonst keine EBIT-Margen von über 16 Prozent erzielbar wären.
Nach einer starken Konsolidierungsbewegung im Automobilzuliefererbereich in den letzten Jahren haben die übrig gebliebenen starken Firmen gute Kennzahlen aufzuweisen. Deshalb verwundern auch die zahlreichen Übernahmeaktivitäten in der Automobilzulieferbranche nicht. Nach der Übernahme von Kiekert durch den Finanzinvestor Schroder Ventures (Permira) und dem Squeeze Out Mitte 2002 steht aktuell der Übernahmeversuch des Automobilzulieferers Edscha durch eine Tochter der Private Equity-Gesellschaft Carlyle Group vor dem Abschluss. Dabei ist der Squeeze Out über eine Zahlung von 32,50 Euro geplant, wobei der Markt nicht an einen erfolgreichen Squeeze Out glaubt, sondern eine weitere Nachbesserung erwartet, was der aktuelle Kurs von 40 Euro signalisiert. Der damalig gebotene Übernahmepreis lag nur bei 26,50 Euro. Und auch beim Automobilzulieferer BERU ist bereits die Carlyle Group mit ca. 35% beteiligt. Somit könnte auch hier mittelfristig einmal ein Angebot erwartet werden.
Auch bei W.E.T sehen wir vor dem Hintergrund der hervorragenden Positionierung und der hohen Profitabilität des Unternehmen deshalb noch deutlichen Nachbesserungsbedarf hinsichtlich des Übernahmepreises. Bei den vorangegangen Übernahmen hat sich das Durchhaltevermögen der Aktionäre gelohnt und auch bei W.E.T. könnte sich das Investment noch lohnen. Wir bestätigen daher unser Rating „Kaufen“. Eine Andienung der Aktien zum Übernahmepreis erscheint auch deswegen unsinnig, da ein Verkauf der Aktien über die Börse schon einen deutlich höheren Ertrag für die Aktionäre bringt.
Quelle: GBC-Research
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viele grüsse
cade
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