Zukunft von Buderus ist nach Bosch-Übernahme weiter offen
Stuttgart (vwd) - Das Versteckspiel der Robert Bosch GmbH geht auch nach der erfolgreichen Übernahme der Buderus AG weiter. Zwar hält der Stuttgarter Konzern nun 95,1 Prozent am Wetzlarer Heizungsbauer und hat damit nach rund sechs Monaten sein Ziel erreicht. Dennoch übt sich Bosch in traditioneller Zurückhaltung, was die Zukunft von Buderus angeht: Weder über einen Squeeze-out, noch über ein Delisting sei bisher entschieden worden. Ob der aktuelle Buderus-Vorstandsitzende an Bord bleibt, sei noch offen. Und zur strategischen Ausrichtung von Buderus könne man auch nichts Neues sagen. Begründet wird dies mit der noch offenen Entscheidung der EU-Kartellbehörde.
Die Kartellentscheidung soll noch im Laufe des heutigen Donnerstag erfolgen. Doch selbst bei einem positiven Ausgang dürfte es noch Wochen dauern, bis Bosch soweit ist, die endgültige Strategie bekannt zu geben, wie ein Sprecher des Stuttgarter Konzerns zu vwd sagte. Damit gelten die früheren Aussagen: Die Heiztechnikbereiche der beiden Unternehmen sollen mittelfristig zusammengeführt werden - ein Verkauf der Buderus-Sparten Heizungsprodukte, Gusserzeugnisse und Edelstahlerzeugnisse ist nicht geplant. Die Bosch-Marke Junkers wird weiter über den Großhandel, Buderus-Produkte werden über den direkten Absatzkanal vertrieben.
Beide Heiztechnikanbieter kommen zusammen auf einen Umsatz von rund 2,1 Mrd EUR und würden damit zum größten europäischen Anbieter aufrücken. Mit der Akquisition verfolgt Bosch das Ziel, die Abhängigkeit von der Automobilsparte zu verringern. Bei einem Gruppenumsatz von 34 Mrd EUR im vergangenen Jahr entfallen rund 67 Prozent auf die Kfz-Sparte, während die Gebäudetechnik und Gebrauchsgüter, in der auch die Heizungstechnik geführt wird, nur 7,7 Mrd EUR erzielt. Welche Bedeutung Bosch der Akquisition beimisst, lässt sich an dem Umstand festmachen, dass zum ersten Mal in der Historie des Konzerns ein Unternehmen feindlich übernommen wurde.
Nach der heftigen Gegenwehr des Buderus-Managements bei der ersten freundlichen Annährung von Bosch im Jahr 2002, gingen die Schwaben zu Jahresanfang kompromissloser zur Sache: In aller Heimlichkeit wurde das 7,47-prozentige Paket der Deutschen Bank gekauft und monatelang als "Finanzbeteiligung" deklariert. Unter größter Verschwiegenheit verhandelte Bosch mit dem Buderus-Großaktionär, der Mannheimer Bilfinger Berger AG. Die 30,2 Prozent gingen im April für 551 Mio EUR nach Stuttgart. Zusammen mit früher erworbenen Anteilen kam Bosch auf rund 47 Prozent und legte ein öffentliches Übernahmeangebot über 29,15 EUR/Aktie vor.
Ziel seien "50 Prozent plus x", lautete damals die offizielle Lesart, was angesichts eines Commerzbank-Pakets von 10,53 Prozent und der fast ebenso hohen Beteiligung eines US-Investors klassischem schwäbischen Understatement entsprach. Entsprechend kam Bosch nach Ablauf der ersten Frist auf 87,55 Prozent, nach der Verlängerung jetzt auf 95,1 Prozent. Im Falle einer vollständigen Übernahme hätte Bosch die Transaktion 1,5 Mrd EUR gekostet -
ein Betrag den man aus der bestehenden Liquidität bezahlen kann, wenigstens daran ließ der Konzern keinen Zweifel.
Etwas mehr Klarheit scheint es dagegen aus Wetzlar zu geben. Laut Buderus-Kreisen wird der Vorstandsvorsitzende Uwe Lüders wahrscheinlich auch nach der Übernahme weiter an der Spitze des Heizungsbauers stehen. Dafür spreche auch sein im Herbst 2001 geschlossener Vertrag, der noch bis 2005 laufe. Ferner hat sich die Deutsche Börse eindeutig festgelegt: Am 14. Juli wird die Buderus-Aktie durch die Papiere der Hamburger Fielmann AG im MDAX ersetzt.
10.07.2003,
__________________
viele grüsse
cade
|