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Alt 16-02-2003, 17:04   #1
saida
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Ökonomen uneins über Folgen eines Irak-Krieges

Berlin (Reuters) - Führende Ökonomen sind uneins darüber, wie schwer die Weltwirtschaft von einem Irak-Krieg in Mitleidenschaft gezogen würde. Während der Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Wolfgang Wiegard, eine weltweite Rezession als möglich bezeichnete, stufte IWF-Chef Horst Köhler dies am Wochenende als eher unwahrscheinlich ein.

Wiegard sagte der Zeitung "Die Welt": "Im schlimmsten, aber eher unwahrscheinlichen Fall droht (...) in der Tat eine weltweite Rezession." Dies sei der Fall, wenn der Krieg lang dauere, nicht regional begrenzt sei und die Ölfelder im Irak und in Nachbarländern unbrauchbar würden. Eine weitere Komponente des "worst-case"-Szenarios seien Terroranschläge. Es sei zu erwarten, dass die Zentralbanken als Notfall-Plan mit Zinssenkungen reagierten. "Sie liegen ja sowieso schon in der Luft." International koordinierte Konjunkturprogramme seien aber skeptisch zu beurteilen. Der Ölpreis könnte im schlimmsten Fall auf bis zu 100 Dollar pro Barrell (rund 159 Liter) ansteigen. Dadurch würde das Bruttoinlandsprodukt sinken. Ein Krieg könnte zudem zur Verunsicherung von Verbrauchern und Investoren führen, was sich negativ auf die Konjunktur auswirke. Darüber hinaus sei eine Abwertung des Dollar denkbar.

Köhler sagte, viel hänge davon ab, wie lange ein möglicher Krieg dauern würde und welche Regionen davon erfasst würden. "Mit aller gebotenen Vorsicht wage ich aber die Prognose, dass es nicht zu einer Weltrezession kommen würde", sagte der Generaldirektor des Internationalen Währungsfonds (IWF) in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Viele Länder hätten aus den Finanzkrisen der späten 90er-Jahre gelernt und ein erstaunlich hohes Maß an Widerstandskraft entwickelt. Viel mehr Länder als damals hätten einen flexiblen Wechselkurs und höhere Devisenreserven, die mehr Sicherheit gäben.

Auch Konjunkturexperte Eckhardt Wohlers vom Hamburger Forschungsinstitut HWWA erwartet eine deutliche Lähmung der Weltwirtschaft, sprach aber nicht von globaler Rezession. "In Deutschland könnten wir in eine Rezession hineinrutschen", fügte er allerdings in der Zeitung "Euro am Sonntag" hinzu.

KÖHLER: TERRORGEFAHREN BLEIBEN

Am günstigsten für die wirtschaftliche Entwicklung wäre ein schneller und regional begrenzter Krieg, sagte Wiegard. "Ein kurzer, erfolgreicher Krieg ohne Terroranschläge würde sich (...) positiv auf das Vertrauen der Marktteilnehmer auswirken und die Kursentwicklung stützen." Der Ölpreis könne dann nach Kriegsende auf unter 20 Dollar sinken, was die Konjunktur stimulieren würde.

Köhler warnte indes vor allzu großem Optimismus für den Fall eines kurzen Irak-Krieges, obwohl ein kurzer Krieg zu positiven Überraschungen für die Konjunktur führen könnte. "Aber die Gefahren des Terrorismus werden weiterhin bestehen", sagte er. Für 2003 rechnet Köhler mit einem realen Wachstum von drei Prozent für die Weltwirtschaft. Langfristig traue er den USA zu, wieder zum Wachstumsmotor der Weltkonjunktur zu werden. "In diesem Jahr wird der Wachstumsmotor Amerika aber wohl noch einige Monate stottern", fügte Köhler hinzu.

Der IWF arbeite momentan an einer neuen Prognose für Deutschland, sagte Köhler weiter. "Dem will ich nicht vorgreifen. Aber es wird wohl nur eine bescheidene Verbesserung gegenüber 2002 geben." Zuletzt hatte der IWF seine Wachstumsprognose für Deutschland für 2003 auf 1,75 Prozent gesenkt. 2002 war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland lediglich um 0,2 Prozent gewachsen. Die Bundesregierung hat ihre Wachstumsprognose auf ein Prozent gesenkt.
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