Aktionärsvertreter wollen Spruchstellenverfahren zu Bewag
Berlin (vwd) - Aktionärsvertreter haben das Umtauschangebot für Aktien der Bewag AG, Berlin, in Papiere der Vattenfall Europe AG, Berlin, als zu niedrig kritisiert und sich für ein Spruchstellenverfahren oder eine Nachbesserung ausgespochen. Der von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO ermittelte Wert der Unternehmen sei zwar "kein Gefälligkeitswert", aber ein "gewolltes Ergebnis", das durch "Scheinobjektivität" geprägt sei, sagte Kai Weigert von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SDK) auf der Bewag-Hauptversammlung am Freitag in Berlin.
Auch der Vertreter der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) sagte, dass ein Spruchstellenverfahren eingeleitet werden solle. Er verwies darauf, dass im September 2001 der US-Konzern Mirant für seinen Bewag-Anteil in Höhe von 44 Prozent 1,632 Mrd USD erhalten habe. Unter Berücksichtigung des damaligen USD-EUR-Wechselkurses ergäbe sich hochgerechnet ein Unternehmenswert für die Bewag von rund vier Mrd EUR. Dem BDO-Gutachten zufolge liegt der Wert der Bewag bei 3,2 Mrd EUR, der von Vattenfall Europe bei 4,5 Mrd EUR.
Bewag-Vorstandssprecher Hans-Jürgen Cramer hatte hingegen in seiner Rede das Umtauschverhältnis verteidigt. Da der gegenwärtige Free-Float von Vattenfall Europe lediglich bei 1,02 Prozent liege, könne der Börsenkurs nicht wie grundsätzlich üblich, als Untergrenze des Unternehmenswerts herangezogen werden. Zwar ist bei der Bewag der Free Float mit zehn Prozent deutlich höher. Da aber beide Unternehmen nach demselben Verfahren bewertet werden müssten, dürfe auch die Bewag nicht nach ihrem Aktienkurs bemessen werden. Grundlage für die Berechnungen war vielmehr die Prognose der künftigen Einnahmen- und Ertragsüberschüsse. +++ Stephan Kosch
vwd/31.01.2003/sk/ip
|