hier was vom bernd niquet, der schreibt auch immer sehr gut.
Gegen alle Regeln
von Dr. Bernd Niquet
Ueberall ist derzeit zu lesen, der Optimismus an den Aktien-
maerkten waere mittlerweile zu gross geworden, so dass ein
heftiger Rueckschlag bevorstuende. Ich glaube das mit dem
Optimismus nicht, denn selbst die Nachrichten, die den Opti-
mismus verkuenden, sind von tiefstem Pessimismus durchzogen.
Moeglicherweise ist meine Wahrnehmung selektiv, doch von
einer wirklichen Zuversicht sehe ich nirgendwo etwas. Und es
ist ja auch kein Wunder! Wir haben einen maechtigen Schlag
ins Gesicht bekommen, taumelten und wurden angezaehlt. Vieles
von dem, was wir vorher als unmoeglich erachtet haben, ist
eingetreten. Wir standen kurz vor dem Zusammenbruch der
Maerkte und unsere Banken konnten nicht mehr ohne den Staat.
So etwas wirkt natuerlich nach. Es wird daher Jahre brauchen,
bis wieder richtiger Optimismus ausbricht. Ich sehe daher die
jetzt angebrochene Aufwaertsbewegung durchaus mit derjenigen
von 2003 bis 2007 vergleichbar. Auch hier dachte kaum jemand
daran, dass es moeglich sein wuerde, den heftigsten Kurs-
rutsch der juengeren Geschichte, der ja weit schlimmer als
1929 bis 1933 war, so schnell wieder aufzuholen.
Der Aufschwung 2003 bis 2007 dauerte vier Jahre und war eben-
falls von permanentem Pessimismus begleitet. Jetzt haben wir
ein halbes Jahr im neuen Aufschwung hinter uns. Bleiben uns
also noch 3 ½ Jahre. Da koennen die Kurse noch um einiges
steigen! Und zwischenzeitliche Korrekturen muss man aushalten
und den Blick nicht auf die naechsten Wochen, sondern weiter
nach vorne richten.
Obwohl ich auch nach 2003 gut investiert war, bin ich dieses
Mal wesentlich zuversichtlicher als damals. Und das liegt
daran, dass die Krise jetzt beinahe ausschliesslich durch
einen finanziellen Schock entstanden ist, also seine primae-
ren Ursachen nicht in der Wirtschaft fand. Und weil die Staa-
ten und Notenbanken so beherzt dagegen steuern.
Ich verstehe natuerlich auch diejenigen, die jetzt an den
Untergang glauben. Denn was die Notenbanken, allen voran die
US Federal Reserve, im letzten Jahr gemacht haben, ist nahezu
nicht zu glauben. Sie haben alle Regeln des guten Geldes
ueber den Haufen geworfen. Eigentlich muesste daher jetzt
eine grosse Waehrungskrise folgen. Aber nur eigentlich. Die
Notenbanken haben zwar alle Prinzipien der serioesen Geld-
schoepfung missachtet und finanzieren direkt die Staatsdefi-
zite, was es hierzulande zuletzt bei Hitlers Mefo-Wechseln
gegeben hat, doch ueberall auf der Welt werden laufend wich-
tige Regeln gebrochen - und trotzdem hat unser Leben Bestand
und bricht keine epochale Krise aus.
Wer haette gedacht, dass es moeglich ist, dass ein entwurzel-
tes Volk wie die Deutschen zur Weltspitze aufsteigt? Dass es
moeglich ist, mit beinahe grenzenloser Mobilitaet alles Bis-
herige auszuloeschen, fast nur noch auf den Kommerz abzustel-
len und mit den groessten sozialen Unterschieden der Ge-
schichte in weitlaeufig zerrissenen Familien trotzdem ohne
Zusammenbruch weiter existieren zu koennen? Niemand haette
geglaubt, dass so etwas geht. Und genauso ist es mit der
Geldpolitik.
Das Wichtigste an jeder zeitlichen Betrachtung ist es, dass
sich die Dauer beinahe unendlich lange dehnen laesst. Die
Lage ist zwar hoffnungslos, doch bis wirklich etwas passiert,
wird noch viel Zeit verstreichen. Dann werden moeglicherweise
die grossen Pessimisten der Gegenwart Recht bekommen. Weit
wahrscheinlicher ist es jedoch, dass sie selbst bis dahin das
Zeitliche gesegnet hat.
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stelle keine frage,
wenn du nicht weißt,
was du mit der antwort willst.
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