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Alt 03-02-2009, 20:51   #282
Benjamin
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Börsenprognosen
10 Einschätzungen gegen die herrschende Meinung
Von Hanno Mußler

03. Februar 2009


Als Analyst darf man eigentlich keine Angst vor der eigenen Courage haben. Denn wer Prognosen für die Zukunft trifft, liegt immer wieder einmal auch falsch. Das liegt in der Natur der Sache. Nun haben viele Analysten aber doch die Angewohnheit, sich mit ihren Prognosen ungern allzu weit vorzuwagen. Und viele scheinen sich am Konsens zu orientieren und geben oft Schätzungen ab, die sich nur um Haaresbreite von Prognosen anderer Experten unterscheiden.

Gewagte Vorhersagen durch Elliott-Wellen

Erfrischend erscheinen daher zum Beispiel solche Analysten, die mit Hilfe markttechnischer Indikatoren Prognosen stellen. Insbesondere Anwender der Elliott-Wellen-Theorie kommen oft zu gewagten, da meist vom Konsens und von den gegenwärtigen Marktpreisen weit entfernt liegenden Vorhersagen. Hinzu kommt, dass die Anwender der Elliott-Wellen glauben, dass sich gerade in den wellenartigen Kursbewegungen Stimmungen der Marktteilnehmer in Verhalten umsetzen, das sich beobachten, messen und für Prognosen nutzen lässt.

„Einheitsbrei tritt selten ein“

Zu den Anwendern der Elliott-Wellen-Theorie und der Fibonacci-Relationen zählt auch Heribert Müller. Dem Gründer und Vorstand der Heribert Müller Trust AG in Krefeld http://www.hm-trust-ag.de/ scheint es eine besondere Freude zu sein, wenn er mit Hilfe seiner Arbeitsweise zu Prognosen gelangt, die dem Konsens der übrigen Analystenwelt zuwiderlaufen. „Der Einheitsbrei tritt selten ein“, weiß Müller. Er gebe zwar keine Prognosen ab, um dem Konsens zu widersprechen, sondern weil er von seiner Arbeitsweise überzeugt sei.

Aber ein Stück sicherer mit einer Prognose fühle er sich schon, wenn er „einsamer Rufer in der Wüste“ sei. So sind auch Müllers 10 Börsenüberraschungen des Jahres 2009 zu verstehen, mit denen sich Müller von der Mehrheit der veröffentlichten Prognosen für dieses Jahr absetzt.

Pfund als Währung des Jahres

So rechnet er mit einer Zwischenerholung an den Aktienmärkten bis zur Jahresmitte, dann aber wieder mit einem deutlichen Kursrutsch auf 3600 Punkte, langfristig hält er auch deutlich niedrigere Punktestände für nicht unwahrscheinlich. Das Pfund ist für ihn entgegen aller Prognosen die währung des Jahres 2009. Der Dollar hingegen dürfte erheblich an Wert verlieren. Ebenso sieht er den Ölpreis in einer langfristigen Abwärtsbewegung. Der Nickelpreis hingegen verdreifacht sich in diesem Jahr nach Müllers Prognose.

Im Rückblick lag Müller mit seinen Vorhersagen für 2008 in fast allen Fällen in etwa richtig. Unter anderem prognostizierte Müller eine Verschärfung der Finanzmarktkrise mit einem Fall der Kurse am Aktienmarkt, einen besonders starken Kursverfall an den Aktienbörsen von Schwellenländern wie Russland, den Anstieg der Inflationsraten bis zur Jahresmitte, den tiefen Fall der Renditen für europäische Staatsanleihen und die Aufwertung des japanischen Yen im zweiten Halbjahr. Nicht richtig prognostizierte Müller hingegen den Verfall des Zinkpreises und den stagnierenden Zuckerpreis.


Deutscher Aktienindex Dax
Sturz auf 3600 Punkte zum Jahresende
Für 2009 geht Müller davon aus, dass sich die europäischen Aktienmärkte bis März erholen und nach einer kleinen Abwärtswelle auch gegen Ende des ersten Halbjahres noch einmal eine Erholung erleben werden. Die Erholung dürfte mit einem Ziel von rund 6100 Dax-Punkten stärker ausfallen und schneller kommen, als die Mehrheit der Analysten erwartet. Die herrschende Meinung besagt, dass die Kurse an den Aktienmärkten erst im zweiten Halbjahr 2009 den Weg nach oben finden, weil sich dann ein Ende der Rezession abzeichnen könnte. Nach Angaben von Bloomberg sagen die Analysten im Durchschnitt für das Jahresende 2009 einen Dax mit 5300 Punkten voraus.
Müller indes sieht den Dax schon seit langem im Bärenmarkt. Seinerzeit gab er für den Dax das Ziel von 1806, unter bestimmten Umständen sogar einen Sturz bis auf 1026 Punkte aus. Den zwischenzeitlich im Juli 2007 erreichten Höchststand bei 8151 Punkten wertet er zusammen mit dem Hoch von März 2000 als Doppeltop, das der Dax nicht nachhaltig hat überwinden können. Für das zweite Halbjahr 2009 erwartet Müller, dass sich der Bärenmarkt mit voller Wucht fortsetzen und der Dax im vierten Quartal auf weniger als 3600 Punkte fallen wird


Langjähriger Wertverfall
Für den Dollar zum Euro prognostiziert Müller zunächst im Frühjahr ein Tief des Euro von 1,21 Dollar je Euro. Anschließend setzt Müller auf den Aufwärtstrend, den er schon vor längerer Zeit erkannt haben will. Vor Jahren gab Müller bis zum Jahr 2011 das Ziel „1,80 oder gar 2 Dollar” für einen Euro aus. 2010 sollte der Euro nach der Prognose von Müller Kurse von mehr als 1,60 Dollar erreichen, während die Durchschnittsprognose der Analysten Kurse um 1,30 Dollar je Euro für das Jahresende 2009 vorhersagt.


Britisches Pfund
Währung des Jahres
Das Pfund hat zu fast allen anderen Währungen kräftig verloren. Großbritannien ist schwer von der Finanzkrise getroffen. Die Finanzwirtschaft hatte dort eine noch größere Bedeutung als in den meisten anderen Ländern. Auch ist die Abhängigkeit von Amerika groß. Die Konsumenten leiden zudem unter dem Preisverfall ihrer Häuser. Müller indes sieht den Abwertungstrend des Pfunds vor dem Ende und ruft deshalb das Pfund zur Währung des Jahres aus. Da der britische Aktienmarkt in etwa denselben Verlauf nehmen werde wie der Dax, böten sich dort im ersten Halbjahr für Euro-Anleger besonders gute Chancen, da zu den Aktiengewinnen noch Währungsgewinne hinzukämen .


Rohstoffe
Hausse oder Baisse?
Für die Rohstoffpreise erwartet Müller bis zur Jahresmitte 2009 eine Erholung. Das Ausmaß der Erholung des breiten Marktes gemessen am CRB-Index werde zeigen, ob die Rohstoffpreise die langjährige Hausse fortsetzen oder ob im Jahr 2008 ein völlig neuer Abschnitt und damit eine langjährige Baisse begonnen hat .


Ölpreis
Nur eine Zwischenerholung
Die Notierungen am Ölmarkt dürften sich nach Müllers Einschätzung zwar auf rund 100 Dollar je Barrel (159 Liter) erholen. Dies sei aber nur eine Zwischenerholung in einem Bärenmarkt. Der seit 1910 im Gang befindliche Superzyklus könnte sogar beendet sein.


Nickel
Preis verdreifacht sich
Müller hält Nickel für den Rohstoff des Jahres 2009. Während die durchschnittliche Prognose der Analysten zum Jahresende nur leicht höhere Preise im Vergleich zu heute unterstellt, erwartet Müller eine Verdreifachung des Nickelpreises.


Griechenland gegen Deutschland
Misstrauen gegenüber Griechen steigt weiter
Der Renditeaufschlag, den Griechenland für seine Staatsanleihen gegenüber deutschen Staatsanleihen akzeptieren muss, wird im zweiten Halbjahr neue Extreme erreichen, meint Müller. Nach einer Beruhigung werden die neuen Höchststände die bisherigen politischen, gesellschaflichen und wirtschaftlichen Debatten deutlich an Schärfe gewinnen lassen.


10-Jährige Bundesanleihen
Sturm im Hafen
Nach der Flucht in Staatsanleihen, dem „sicheren Hafen”, erwartet Müller einen Sturm im Hafen, der viele Anleger verschrecken dürfte und zunächst die Renditen wieder steigen ließe. Die dann wieder attraktiveren Einstiegsgelegenheiten dürften dann jedoch zu neuen historischen Tiefs bei der Rendite führen.


Amerikanische Staatsanleihen
Fluchtbewegung wird einsetzen
Nach einer Flucht in den „sicheren Hafen” amerikanische Staatsanleihen erwartet Müller im Jahresverlauf eine Flucht aus den Staatsanleihen. Bei den Anlegern dürfte sich die Einschätzung durchsetzen, dass die Vereinigten Staaten ihre Schulden nicht mehr schultern können. Von 2010 an sei mit einer Herabstufung der Bonität amerikanischer Staatsanleihen zu rechnen.


Immobilienkredite
Rasanter Bedeutungsverlust
Immobilienkredite dürften nach Müllers Prognose einen rasanten Bedeutungsverlust am gesamten amerikanischen Kreditmarkt erleiden. Seit Januar 1971, von einem Anteil von knapp 24 Prozent aus, stieg die Bedeutung am gesamten Kreditmarkt bis auf gut 55 Prozent im Oktober 2006. Dieser 35 Jahre dauernde Bullenmarkt dürfte erst Mitte des nächsten Jahrzehnts sein erstes Korrekturziel erreicht haben. Müller rechnet im Verlauf dieses Anpassungsprozesses mit erheblichen Auswirkungen für die Vereinigten Staaten, welche diese in eine desaströse wirtschaftliche und politische Lage führen dürften.

Geändert von Benjamin (03-02-2009 um 21:03 Uhr)
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