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Alt 25-06-2008, 18:09   #863
Starlight
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Verzweiflung bei GM
Mittwoch, 25. Juni 2008

Bei General Motors regiert die nackte Angst. Nachdem sich die amerikanischen Automobilhersteller schon in den letzten Jahren meist nur mit Margen erschütternden Sonderangeboten gegen den Druck der asiatischen Konkurrenz behaupten konnten, holt man jetzt noch einmal aus: Auf 2008-Modelle gibt es tausende Dollar Rabatt.

Der Dow-notierte Autobauer, der jahrelang auf Trucks und SUV gesetzt hat und wegen des hohen Benzinpreises seit Monaten auf seinen Spritschleudern sitzen bleibt, erfindet nicht etwa das Rad neu, wenn er nächste Woche in einem „72-Stunden-Verkauf“ neue Rabatte anbietet. Im Gegenteil: Wer sich durchringt, einen GM zu kaufen, den unterstützt das Unternehmen mit billigen Finanzierungen wie man das in Krisenzeiten immer gerne gemacht hat.

Doch so teuer hat man sich die Kundenkredite bisher nicht gemacht. GM-Kunden, die sich für bestimmte Wagen der Modellreihe 2008 entscheiden, müssen nichts anzahlen, kaufen komplett auf Pump – und zwar sechs Jahre zinsfrei.

Branchenanalysten haben ausgerechnet, dass dieses Darlehen beim aktuellen Zinssatz der Banken einen Wert von etwa 8000 Dollar hat. Das sind 8000 Dollar, die General Motors direkt von den Margen abziehen kann… damit ist die Zeit der satten Gewinne mit großen Schlitten endgültig vorbei.

Doch GM dürfte längst keine Alternative mehr haben. Die schleppenden Verkäufe großer Vehikel haben zu hohen Lagerbeständen geführt, und die belasten die Bilanz des Unternehmens. Zudem braucht man dringend Cash und findet es offensichtlich hinnehmbar, pro Auto deutlich weniger einzunehmen als ursprünglich einmal veranschlagt worden war.

Einen ordentlichen Discount gibt man aber nicht nur auf einzelne Fahrzeuge. Auch ein Verkauf von Hummer, der Geländewagen-Reihe, die zum Sinnbild der Benzinverschwendung geworden ist und nach Jahren einer gewissen Bewunderung mittlerweile nur noch Hohn und Spott und vielleicht ein wenig Wut erntet, dürfte nicht mehr das bringen, was man sich vor einigen Jahren vielleicht erträumt hatte. Denn wenn überhaupt einer Hummer kauft, dann wird er wissen, dass sich die Protzkisten mit ihrem Rekordverbrauch zur Zeit nicht absetzen lassen.

Entsprechend eng wird es in den Kassen von GM bleiben. So eng, dass man gleichzeitig mit den gewaltigen Rabatten für 2008-Modelle Preisanhebungen für Fahrzeuge mit Baujahr 2009 ankündigt. Um durchschnittlich 3,5 Prozent sollen sich die Wagen verteuern, womit der Konzern die höheren Rohstoffpreise – in diesem Fall bei den Metallen – zumindest teilweise ausgleichen will.

Alles in allem bleibt die Lage bei GM – und beim Konkurrenten Ford – düster. Angesichts des Aktienkurses, der bei beiden Unternehmen unaufhaltsam fällt, werden in den Blogs düstere Szenarien diskutiert, die bis zum Konkurs der beiden amerikanischen Industrie-Legenden reichen.
© Inside Wall Street
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