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Alt 17-06-2008, 17:32   #857
Starlight
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Die Opec sorgt sich – zum Schein
Montag, 16. Juni 2008

Was für ein Wochenauftakt: Noch bevor die amerikanischen Börsen überhaupt eröffnet hatten, notierte der Ölpreis am Montagmorgen bei 139,89 Dollar – nur noch elf Cent unter der bisher unerreichten 140-Dollar-Marke. Die Rohstoff-Rallye geht ungehemmt weiter, obwohl die Opec nun doch die Produktion anheben will.

Der weltgrößte Öl-Produzent Saudi-Arabien macht sich wohl Sorgen um die langfristige Nachfrage nach zu teurem Öl. Dem UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon hat man mitgeteilt, man wolle die Förderquoten im Juni und Juli um 200 000 Fass pro Tag anheben. Doch wird das die Preise wohl kaum beeinträchtigen. Bereits im Mai hatte Saudi-Arabien die Quoten um 300 000 Fass pro Tag erhöht, was der Markt komplett ignorierte.

Auch die jüngsten Schritte werden kaum Linderung bringen, und das weiß auch Saudi-Arabien. Zwar dringen sorgenvolle Kommentare aus einigen Opec-Ländern, nach denen man angesichts zu hoher Ölpreise mit einem nachaltig sinkenden globalen Verbrauch rechne. Doch ist ganz offensichtlich, dass die Vertreter des Kartells mit solchen Äußerungen nur Politik betreiben. Und sich angesichts der aktuellen Rekordpreise mit jedem zusätzlich geförderten Fass auch noch extra bereichern.

Denn einen globalen Nachfragerückgang nach Öl wird es nicht geben. Zwar denken etwa in Amerika immer mehr Verbraucher um, die plötzlich ihren Wagen stehenlassen und beim Pendeln auf den ungeliebten öffentlichen Nahverkehr zurückgreifen. Auch werden weniger SUV und vermehrt Kleinwagen gekauft. Doch ist das nur eine Reaktion auf Preisanstiege, die vor allem dem explosionsartigen Wachstum in China, Indien und den Schwellenländern zurückzuführen sind.

In China soll sich, Experten zufolge, die Zahl der Autos in den nächsten Jahren verdreißigfachen. Wenn die Amerikaner langsam anfangen, statt dem zweiten Hummer eine mittelgroße Karosse zu kaufen, wird das die Benzinnachfrage nicht langfristig eindämmen.

Die Prognosen für den Ölpreis sind entsprechend düster: Sollte es den Saudis in den nächsten Tagen nicht gelingen, über ihre Mehrproduktion eine Preisblase platzen zu lassen, dann dürften schon in den nächsten Wochen nach den 130 und 140 Dollar auch die 150 Dollar fallen, wie ein Branchenanalyst am Montagmorgen schreibt. Zur Erinnerung: Morgan Stanley hatte bereits vor zwei Wochen einen Ölpreis von 150 Dollar für die erste Juli-Woche prophezeiht.
© Inside Wall Street

Reifenmulch und Bio-Shirts
Dienstag, 17. Juni 2008

Es hat lange gedauert und unter anderem einen Rekord-Ölpreis gebraucht, doch mittlerweile stellt sich Amerika immer mehr auf „grün“ um. An vorderster Front kämpft jetzt sogar Wal-Mart und könnte das Konsum- und damit das Umweltverhalten des ganzen Landes ändern – dabei springt auch Profit heraus.

Die neue Umweltpolitik bei Wal-Mart hat dramatische Veränderungen in der Produktpalette mit sich gebracht. In der Lebensmittelabteilung finden sich zunehmend Produkte aus lokalem Anbau. Das hilft den Bauern vor Ort, schafft eine bessere Stimmung in den Kommunen und damit beim Kunden. Es spart zudem jede Menge Sprit, denn Lebensmittel müssen nicht mehr als aller Welt importiert werden.

Sprit zu sparen ist – angesichts der hohen Preise nicht überraschend – das Ziel hinter zahlreichen Innovationen bei Wal-Mart. So stellt man etwa im Kühlregal um und verkauft Milch zunehmend aus viereckigen Kartons anstatt der bisherigen bauchigen Plastikgallonen. Die Kartons lassen sich schneller und leichter stapeln, es passen mehr in einen Laster. Damit entstehen auf dem Weg von der Kuh zum Kunden weniger Kosten.

Wal-Mart hat sich diese Tricks wohlgemerkt nicht selbst ausgedacht. Einen ersten Hinweis auf was dereinst kommen könnte bekam man bereits vor Jahren, als etwa der Waschmittelhersteller Clorox auf Konzentrate in kleineren Verpackungen umstellte und damit seine „Green Line“ ins Leben rief. Die Produkte kamen beim Kunden gut an, da sie einerseits billiger waren und andererseits weniger schwer… dass das ganze gut für die Umwelt war, vestanden die Amerikaner im Laufe der Zeit auch noch.

Hinter dem Wandel, der mit Clorox anfing und mittlerweile bis zu organischer Baumwolle in einer eigenen T-Shirt-Reihe geführt hat, steht Matt Kistler, der bei Wal-Mart als Spezialbeauftragter für Umweltverträglichkeit arbeitet. Zu seinen Aufgaben gehört auch, über Trainingsprogramme die 1,9 Millionen Mitarbeiter des weltgrößten Einzelhändlers – ihrerseits natürlich auch Bürger und Verbraucher – zu grünem Denken zu erziehen. Immer mehr von ihnen pendeln nun in Fahrgemeinschaften, Recycling ist zu einem anerkannten Konzept geworden und selbst gesündere Ernährung und Sport werden vom Arbeitgeber vermittelt.

Das Vorzeigeprodukt Nummer Eins, das Wal-Mart für sein Umdenken präsentiert, ist der „Majestic Rubber Mulch“. Die entgifteten Gummischnipsel stammen aus alten Autoreifen, die im Unternehmen – bei eigenen Trucks und in den Werkstätten für Kunden – anfallen. Sie wurden früher teuer weggekarrt und entsorgt; heute werden sie geschreddert und kommen auf Spielplätzen und in Pool-Anlagen zum Einsatz, wo sie einen weichen Untergrund bilden. Der frühere Kostenfaktor „Altreifen“ ist zu einem Profitbringer geworden.

Wal-Mart ist mit seiner neuen, grünen Politik auf einem guten Weg. Das Unternehmen, dessen Sparmaßnahmen früher vor allem auf Kosten anderer (etwa der Mitarbeiter) gingen, hat eine Vorreiterrolle übernommen und dürfte dafür nun nicht mehr nur von den Discount-Kunden im Mittleren Westen gelobt werden, sondern auch bei den Großstädtern in New York und Kalifornien Ansehen finden. Dem Expansionskurs des Konzerns kann das nur helfen – und der Umwelt auch.
© Inside Wall Street
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