Keine Erholung für den Verbraucher
Donnerstag, 8. Mai 2008
Die Häuserpreise fallen, die Benzinpreise steigen, die Kreditgeber machen die Schleusen dicht, der schwache Dollar treibt die Inflation an… und trotzdem kaufen die Amerikaner ein. Die Einzelhandelszahlen für April sind besser ausgefallen als erwartet, und manche Analysten sehen endlich bessere Zeiten aufziehen. Ein Trugschluss.
Auf den ersten Blick mag es ja schön sein, dass ein großer Teil der April-Zahlen aus dem US-Einzelhandel über den Erwartungen gemeldet worden ist. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppen sich die Zahlen als weniger rosig und bestätigen vielmehr, dass der seit Monaten schwächelnde Arbeitsmarkt und die zahlreichen übrigen Sorgen der Verbraucher doch ihre Auswirkungen zeigen.
So haben die Umsätze in Läden, die schon mindestens ein Jahr offen sind und daher die Grundlage für die Berechnungen der Branche bilden, seit Januar zwar jeden Monat um durchschnittlich 1 Prozent zugelegt. Im Vorjahr betrug das durchschnittliche Monatswachstum aber 2,6 Prozent und im Jahr davor sogar 3,7 Prozent. „Die Branche hinkt der Statistik hinterher“, klagt Ken Perkins von dem auf den Einzelhandel spezialisten Analystenhaus Retail Metrics.
Perkins rechnet nicht damit, dass sich die Werte im laufenden Jahr in Richtung der Zwei-Prozent-Marke erholen werden.
Zudem sind die absoluten Verkaufszahlen nicht der einzige Faktor, den Branchenbeobachter und Anleger im Auge haben sollten. Auffallend ist seit einiger Zeit, dass etwa Wal-Mart besser dasteht als der Rest der Branche. Auch für den April fallen die Umsätze bei dem Branchenriesen über den Erwartungen aus. Für Costco gild das gleiche. Doch beide Häuser sind Discounter, die direkt von der Schwächer der Verbraucher profitieren.
Denn Analysten stellen eine Umsatzverschiebung nach unten ganz deutlich fest. Je weniger Geld die Amerikaner zur Verfügung haben, desto eher zieht es sie in die Billig-Läden. Und auch bei denen verteilen sich die Geldströme anders als in besseren Zeiten. Die Umsätze bei Lebensmittel und günstiger Kleidung nehmen zu, während es überall dort schwächer wird, wo nicht essentielle Artikel im Regal stehen.
Einrichtungsgegenstände, Fahrräder, Gartenartikel oder auch Bücher und CDs werden weniger gekauft, da sie dem Kunden in schweren Zeiten am ehesten entbehrlich sind. Supermärkte mit einem höheren Fokus auf diese Segmente, darunter etwa der Wal-Mart-Konkurrent Target, leiden darunter deutlich, was die April-Zahlen direkt widerspiegeln.
Den jüngsten Zahlen aus dem Einzelhandel zuviel Gewicht zu geben und auf eine Trendwende für den amerikanischen Verbracher zu hoffen, ist zur Zeit also übereilt.
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