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Alt 19-03-2008, 20:23   #818
Starlight
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Der Krieg und die Konjunktur
Mittwoch, 19. März 2008

Seit fünf Jahren führt Amerika Krieg im Irak, und die Meinungen über den Einsatz gehen weit auseinander: Während Bush, Cheney & Co. ihre Streitkräfte auf dem rechten Weg sehen, halten 66 Prozent der Bürger den Krieg für falsch. 71 Prozent halten ihn auch noch für teuer und ökonomisch gefährlich, doch auch das sieht man im Weißen Haus anders.

„Ich denke, dass uns der Krieg wirtschaftlich geholfen hat“, gab Präsident George W. Bush nun zu Protokoll. „Wir kaufen Ausrüstung, und das verschafft den Leuten Arbeitsplätze.“ Und einerseits stimmt es natürlich, dass Großaufträge an Rüstungsfirmen und Zulieferer der Militär-Industrie einige Jobs geschaffen haben. Doch scheinen die hohen Ausgaben für den Irak-Einsatz zumindest zum Teil dafür verantwortlich zu sein, dass die USA in eine Rezession rutschen oder gerutscht sind, die zuletzt im Rekordtempo Jobs abgebaut hat; 85 000 Stellen sind seit Januar 2008 verloren gegangen.

Dass der Krieg an der jüngst so schwachen Entwicklung der US-Konjunktur seinen Anteil hat, steht für Experten außer Zweifel. Der Wirtschafts-Nobelpreisträger und frühere Clinton-Berater, Joseph Stiglitz, und die Harvard-Professorin und frühere Finanzchefin im Handelsministerium, Linda Bilmes, taxieren den Einsatz auf 3 Billionen Dollar – Zinsen für internationale Kredite und Defizite eingerechnet.

In letzteren liegt der springende Punkt: Der Krieg im Irak ist vor allem deshalb ein Desaster für die US-Konjunktur, weil Bush als erster Kriegspräsident in der Geschichte der Vereinigten Staaten während eines laufenden Einsatzes die Steuern gesenkt hat. Bei früheren Kriegen hatte es stets Steueranhebungen gegeben, die wider republikanischer Einschätzung von Volk und Industrie auch stets getragen wurden – galt es doch, einen Krieg zum Nutzen des Landes zu finanzieren.

Stiglitz und Bilmes empfehlen aus wirtschaftlicher Sicht, den Einsatz im Irak so schnell wie möglich abzuwickeln. Während das Weiße Haus ganz anderer Ansicht ist, stimmen die Amerikaner größtenteils zu: Laut aktueller Umfragen finden 61 Prozent der Befragten, dass der nächste Präsident – auf Bush zählt man längst nicht mehr – den Truppenabzug in den ersten Monaten seiner Amtszeit einleiten soll.

Bittere Bilanz des Krieges: Nur 36 Prozent der Amerikaner glauben, dass der Einsatz im Irak für die USA überhaupt notwendig war; zu Beginn des Krieges waren noch 68 Prozent der Befragten dieser Meinung.
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