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Alt 06-03-2008, 20:15   #810
Starlight
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Der 164-Milliarden-Crash (auf der Straße)
Donnerstag, 6. März 2008

Ob High-Speed-Crash auf dem Interstate oder Schlitterpartie im Schneetreiben – auf amerikanischen Straßen kracht es jährlich zigtausend Mal. Der Automobil-Club AAA hat jetzt eine erschreckende Bilanz veröffentlich: Bei Unfällen auf amerikanischen Straßen sterben jedes Jahr 43 000 Menschen, und auch der Schaden für die Konjunktur ist enorm.

Eine aktuelle Studie, die zum ersten Mal so tiefgreifend durchgeführt wurde, kommt zu der Erkenntnis, dass Autounfälle in den USA jährlich mit 164,2 Milliarden Dollar zu Buche schlagen und damit den Steuerzahler pro Kopf etwa 1051 Dollar kosten.

Auf diese Zahlen kam der AAA, nachdem man außer dem Schaden an betroffenen Autos auch die Reparaturen an Leitplanken, Ampeln, Häusern und sonstigen Hindernissen einrechnete. Dazu kamen die Kosten für die medizinische Versorgung von Unfallopfern, die Lohn- und Gehaltsausfälle, anfälige Gerichtskosten und die Verspätungen, die durch Staus nach Unfällen entstehen.

Letztere sind nicht zu unterschätzen: Der amerikanischen Wirtschaft gehen pro Jahr wegen Staus – durch Unfälle, aber auch Baustellen, schlechtes Wetter und andere Ursachen – etwa 67 Milliarden Dollar oder 430 Dollar pro Steuerzahler durch die Lappen.

Zwischen New York und Kalifornien sind die Kosten durch Verkehrsunfälle ungleich verteilt. Der Automobilclub kommt zur Erkenntnis, dass in mittelgroßen Städten unverhältnismäßig viele Unfälle passieren. Die Schäden in der Gegend um Little Rock im Bundesstaat Arkansas belaufen sich etwa auf 2258 Dollar pro Steuerzahler – Rekord in den USA. In den City-Zentren von Pensacola, Florida und Columbia, South Carolina werden Schäden von 1700 beziehungsweise 1500 Dollar pro Kopf errechnet.

In den großen Metropolen ist das Verhältnis etwas günstiger: Im Großraum New York entsteht zwar mit 18 Milliarden Dollar mehr als in jeder anderen Gegend; pro Kopf bleibt aber ein Schaden von rund 960 Dollar. Steuerzahler in Los Angeles kommen auf 10 Milliarden Dollar oder 817 Dollar pro Person.

Angesichts des hohen Schadens und der schockierenden Zahl der Todesfälle fordert der AAA nun die Politiker zu neuen Maßnahmen auf: So sollen die Gesetze gegen unsicheres Fahren verschärft werden. Das ist auch dringend nötig, denn bisher sind die Vorschriften eher lax: Obwohl etwa das Telefonieren beim Fahren in fast allen Bundesstaaten verboten ist, kann die Polizei nur in vier Staaten Autofahrer bei Verstößen anhalten und zur Kasse bitten. In allen anderen Staaten kann das Telefonieren am Steuer nur bestraft werden, wenn der Fahrer gleichzeitig wegen anderer Delikte angehalten und belangt wird.

Ähnlich verhält es sich mit der Anschnallpflicht: Wer in den USA ohne Gurt unterwegs ist, verstößt damit zwar gegen das Gesetz, darf aber nicht angehalten und bestraft werden.

Erstaunlich genug, dass die Gesetze bisher nicht schärfer waren; doch dürfte es keinen wundern, wenn Washingtn nun aktiv wird. Milliarden-Risiken für die Konjunktur möchte – vor allem im Wahlkampf – kein Politiker auf sich sitzen lassen.
© Inside Wall Street
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