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Alt 29-02-2008, 20:51   #806
Starlight
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Kurskrise bei Google
Freitag, 29. Februar 2008

Die Suchmaschine Google findet so ziemlich alles… außer, so scheint es, einen Weg aus der aktuellen Kurskrise. Seit ihrem Allzeithoch bei fast 750 Dollar hat die Aktie in den vergangenen vier Monaten satte 40 Prozent an Wert eingebüßt. Damit wurden 85 Milliarden Dollar Marktwert vernichtet. Anleger sind besorgt.

Und die Sorgen der Aktionäre sind nicht unbegründet. Denn der Grund für die jüngsten Einbrücke hat nicht etwa mit Spekulation und Short-Selling zu tun, sondern findet sich in ganz fundamentalen Überlegungen. Eine Web-Studie hat vor wenigen Tagen gezeigt, dass die Zahl der Klicks auf Google-Anzeigen im Januar unveränder geblieben ist – unverändert, also kein Wachstum, dass ist neu für das Online-Powerhaus, dessen Papiere in den ersten drei Jahren nach Bösenstart immerhin auf das Zehnfache ihres Ausgabepreises geklettert sind – bis dann ab November die Trendwende kam.

Stagnierende Klick-Zahlen heißt wohlgemerkt nicht, dass Google gar nicht mehr wächst – langsamer aber schon. Innerhalb des letzten Jahres hat sich das gesamte Wachstum im Unternehmen von 56,5 Prozent auf 28,3 Prozent genau halbiert. Und dennoch stellen Anleger die Frage: Hat Google den Gipfel erreicht?

Zumindest eine Überlegung spricht dafür: Nachdem Google mit seinen an Suchbegriffe gekoppelten Anzeigen einen Riesen-Erfolg erzielt hat, fehlt seit geraumer Zeit der nächste Schritt, den Anzeigenkunden erwarten. So sei es eine Sache, meint Iggy Fanlo vom Werbeberade AdBrite, auf die Online-Suche nach „Mietwagen“ beispielsweise eine Anzeige des Autovermieters Hertz zu programmieren. Eine ganz andere Sache sei es hingegen, nicht mehr Themen- sondern Kunden-bezogen Anzeigen zu bringen.

Das Fernsehen, so Fanlo, gehe beispielsweiser eher auf die Kunden ein. So versuchten Unternehmen beim Super Bowl nicht etwa, Sport-Jerseys und Turnschuhe an den Mann zu bringen, sondern Autos, Fastfood und Erektionsmittel. „Die Unternehmen kennen den Zuschauer“, meint der Experte. „Sie wissen, ich bin ein fetter alter Mann, der Football schaut.“

So weit denken die Online-Anzeigen (noch) nicht, und damit erfüllen sie die Bedürfnisse mancher Klienten nicht mehr. Die wollen zudem noch mehr Transparenz. Google muss also nicht nur die betrügerischen und desinteressierten Klicks auf Anzeigen ausfiltern, sondern auch noch nachweisen, eine Zielgruppe zu erreichen. Erste Versuche auf Social Networks wie MySpace hätten jedoch gezeigt, dass das Konzept nicht so leicht umzuzusetzen ist, gab Google-Mitgründer Sergey Brin bei der jüngsten Quartalskonferenz zu.

Analysten warnen jedoch dovor, die Aktie von Google allzu leichtfertig aus dem Portfolio zu nehmen. Google fällt jetzt nicht in ein Loch, meint Doug Anmuth von Lehman Brothers. Vielmehr habe das Unternehmen mit der bereits genehmigten, aber noch nicht vollzogenen Übernahme des Anzeigenspezialisten DoubleClick bereits neues Potenzial. Zudem sei auch Google in bezug auf das schwächere Wachstum ein Stück weit vom schwachen konjunkturellen Umfeld betroffen. Mit einer Erholung sei also zu rechnen.

Angesichts der jüngsten Kurseinbrüche und der allgemeinen Faszination der Börse für Google ist davon auszugehen, dass sich das Papier in den nächsten Tagen wieder etwas erholt. Ob und wann man die Aktie dann wieder einmal für 450 Dollar kaufen kann, ist offen.
© Inside Wall Street
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