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Alt 22-02-2008, 21:05   #802
Starlight
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Müllhalden zu Golfplätzen
Freitag, 22. Februar 2008

„Grün investieren“ ist seit Jahren ein beliebter Trend. Dass sich mit dem wachsenden Umweltbewusstsein und mit energiefreundlichen Technologien gute Geschäfte machen lassen, haben Anleger längst verstanden. Doch es geht auch andersrum: Eine Investmentfirma aus North Carolina macht Umweltsünden zu barem Geld.

Man könnte Cherokee Investment Partners als Heuschrecke bezeichnen. Doch übernimmt das Unternehmen nicht etwa siechende Unternehmen, sondern deren verlassene Produktionsstätten. Etwa ein kanadisches Werk von General Motors, eine marode Textilfabrik von Burlington Mills oder einen entkernten Supermarkt von Kmart.

Produktionsstätten von United Technologies und Halliburton schrecken die Investoren nicht einmal wenn sie Asbest-versucht sind, und auch eine alte Shell-Raffinerie in Italien schien ein gutes Objekt zu ein. Zuletzt kaufte Cherokee noch vier erschöpfte Müllhalden in New Jersey, einen Steinwurf vom hektischen Treiben in Manhattan entfernt.

Die Pläne für die Altlasten anderer Unternehmen sind so naheliegend wie genial: Man räumt auf, entgiftet und wandelt die Grundstücke in reizvolle neue Kommunen, Parks oder ähnliches um. Auf dem Müll von New Jersey sollen in den nächsten Jahren etwa Häuser, Läden und Restaurant sowie ein Golfplatz mit Welt-Niveau entstehen, der vom New Yorker Immobilien-Modul Donald Trump mitentwickelt wird. Das Projekt hat ausgezeichnete Erfolgsaussichten, profitiert es doch nicht nur von der Nähe zu New York, sondern auch vom Verkehr der umliegenden Meadowlands-Anlagen, zu denen neben einer Konzerthalle auch das Stadion der Super-Bowl-Champions New York Giants gehört.

Auch mit weniger klangvollen Namen in direkter Nachbarschaft glaubt Cherokee dicke Gewinne erzielen zu können. Die gute Infrastruktur in und um die aufgekauften Projekte hilft dabei. Immerhin liegen zahlreiche alte Werkshallen nicht etwa an der Peripherie, sondern nahe am Stadtzentrum, an Eisenbahnlinien und Straßen. Sie sind also gut angebunden und daher für Haus- und Wohnungskäufer sowie andere Investoren interessant.

Das Konzept kommt an: In den letzten zehn Jahren hat Cherokee mehr als 2,1 Milliarden Dollar an Kapital angehäuft. Ähnlich wie bei einem Fond lebt das Unternehmen von einer Management-Gebühr von 1,5 Prozent und einer Gewinnbeteiligung von 20 Prozent.

Dass man im aktuell schwierigen Immobilien-Umfeld auch Schwierigkeiten habe, leugnet Cherokee-CEO Tom Darden nicht. Allerdings sind sie kaum bedrohlich für die Geschäfte, da das Unternehmen als Käufer und als Verkäufer auftritt. Während es zur Zeit alles andere als angenehm sei, fertige Projekte an den Mann zu bringen, macht man auf der anderen Seite ein Schnäppchen nach dem anderen und kauft billig. „Da geht es uns wie dem Mann mit den Händen im Ofen und den Füßen im Kühlschrank“, meint Darden. „Am Ende läuft es für uns selbst in der Krise mittelmäßig.“
© Inside Wall Street
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