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Alt 12-02-2008, 20:56   #797
Starlight
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Der Messias der keiner war

Ben Bernanke hat es trotz dramatischer Zinssenkungen nicht geschafft, die Wall Street aus dem Jammertal zu heben. Auch die Politiker, von Finanzminister Paulson bis hin zu Präsident Bush geben Anlegern kaum Hoffnung – doch jetzt hat man einen Messias gefunden: Warren Buffett. Doch der will gar kein Retter sein.

„Wenn ich einmal am Himmelstor stehe, dann werde ich dieses Angebot kaum als gute Tat vorbringen können“, gibt er nach seiner Milliarden-Offerte an die Bond-Versicherer zu. Den Sorgenkindern der Wall Street, vor allem den Unternehmen Ambac, MBIA und der Blackstone-Tochter Financial Guaranty Insurance, hatte der Multi-Milliardär zuvor angeboten, bis zu 800 Milliarden Dollar an Krediten zu rückversichern und so den lädierten Finanzhäusern die Kreditwürdigkeit zu erhalten.

Die US-Börsen brachte das umgehend in Rallye-Laune. Das Argument der Bullen: Wenn die Bond-Versicherer ihre Kreditwürdigkeit behalten, dann können sie weiter Geld leihen und ihren Verpflichtungen nachkommen – ein Desaster ist abgewendet.

Was der Wall Street aber entging: Mit der Kreditwürdigkeit bleibt den Unternehmen auch das Risiko. Denn Warren Buffett – einer der ausgefuchstesten Köpfe im internationalen Finanzdschungel – lässt sich natürlich nicht auf die hochriskanten Subprime-Produkte ein, die Ambak und MBIA an den Rand des Ruins gebracht haben. Buffett will lediglich einige Kredite aus staatlicher und kommunaler Ebene rückversichern, deren Risiko gering ist. Und dafür will er auch noch eine dicke Prämie kassieren.

Wirklich überraschend ist das nicht. Immerhin ist Buffett nicht als barmherziger Samariter reich geworden, sondern als guter Geschäftsmann. Dass er den Bond-Versicherern nicht 800 Milliarden Dollar hinterherträgt und deren Probleme löst, ist eigentlich klar – vor allem den Anlegern bei eben diesen Unternehmen. Deren Aktien sind am Dienstag entsprechend auf Talfahrt, während der Rest des breiten Marktes munter klettert.

Ebenfalls im Minus notiert interessanterweise die Aktie von Berkshire Hathaway, der Buffett-Holding, über welche die Rückversicherung laufen soll. Die leidet allerdings auch nicht unter dem Risiko der Transaktion, sondern eher darunter, dass das Geschäft zwischen dem Investment-Guru und den Bond-Versicherern gar nicht zustande kommen dürfte – und damit auch kein Gewinn gemacht wird. Einer der drei angesprochenen Partner hat Buffetts Angebot bereits abgelehnt, die anderen beiden haben auf die eine Woche alte Offerte noch nicht geantwortet.

Woher die Bullen am Dienstag ihre Energie nehmen, ist also unklar. Vielleicht ist es einfach das bloße Auftauchen von Warren Buffett, das Hoffnung macht. Doch wäre damit klar, dass in der zweiten Wochenhälfte, wenn sich Buffett wieder in seinem Büro in Omaha, Nebraske verkrochen hat, eine sofortige Korrektur droht.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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