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Alt 04-02-2008, 20:19   #794
Starlight
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Fußball oder Football, Adidas spielt mit

Bodenständig, sportlich und sehr erfolgreich sind Eigenschaften, die Herbert Hainer beschreiben. Natürlich ist er Sportfan, aber das muss er ja auch sein, als Vorstandsvorsitzender des größten deutschen Sportartikelherstellers Adidas. Bei einem Abendessen in New York plauderte Hainer jetzt Fußball und Football, Reebok und das Wachstumspotential in den USA.

Der Abend mit einem der wichtigsten Wirtschaftsbosse Deutschlands beginnt mit einer Sport-Notiz: „Weiß jemand, wie die Pokalspiele ausgegangen sind?“ Fußball ist immer noch der Sport Nummer eins für Adidas, und als Aufsichtsratsmitglied bei Bayern München freut sich Herbert Hainer sichtlich über den Sieg der Mannschaft.

Doch Fußball ist nicht mehr die alles beherrschende Sportart für Adidas. Hainer sieht den Sport eher als gesunde Basis, denn „schwarz-weiße Fußballschuhe kann man immer verkaufen“. Aber um, wie Adidas, im zweistelligen Prozentbereich zu wachsen, muss man auch in anderen Sportarten präsent sein. Das ist durch die Akquise von Reebok vor zwei Jahren gut gelungen, allerdings nicht ohne Schwierigkeiten. Die Integration der Marke hat nicht nur für billigere Einkaufspreise gesorgt, sondern auch die Türen zum amerikanischen Markt geöffnet.

Mittlerweile ist eine der beiden Marken fast jede Woche Sponsor bei einem sportlichen Großevent in den USA. Beim Superbowl ist Reebok Ausstatter beider Teams, beim NBA-All-Star-Spiel werden die drei Streifen auf beiden Bänken zu sehen sein, und auch im Eishockey und dem am schnellsten wachsenden Sport, Lacrosse, sind Reebok und Adidas stark vertreten.

Doch zunächst hatten die schwachen Zahlen von Reebok für heftige Kritik gesorgt, und „Aufräumarbeiten“ waren nötig. Zu billig sei die Marke gewesen, und zu sehr auf die Modebranche fixiert. Außerdem habe der Markenkern gefehlt. Um dies zu ändern waren harte Einschnitte nötig, die noch bis 2009 dafür sorgen werden, dass Reebok in den USA nicht wachse. Allerdings gleiche starkes Wachstum in Europa und Asien dies aus.

Die Einschnitte spüren auch die Verbraucher. Man findet Reebok nicht mehr in jedem Supermarkt, und in der neuen Kollektion soll es keine Sportschuhe für 29 Dollar mehr geben. Doch Angst vor der Kreditkrise hat Hainer deswegen nicht. Im laufenden Jahr soll „Smooth-Fit“ eingeführt werden, ein Schuh ohne Nähte im Oberteil. Der sei superbequem, so Hainer, und ab 80 Dollar zu haben. Damit werde dann ab 2009 auch wieder Wachstum erreicht.

Zusätzlich soll Reebok ein neues Profil als Breitensportmarke erhalten. Mit dieser Ausrichtung spiele auch der Zeitgeist der Marke in die Hände, schließlich werden Themen wie Gesundheit und Fitness immer wichtiger. In den nächsten 15 bis 20 Jahren werde so ein natürliches Wachstum entstehen, allein durch Sportler, die sich über eine Marathonzeit von fünf Stunden freuen, oder einfach nur im Park eine Runde laufen wollen, um etwas für die Gesundheit zu tun.

Auch Herbert Hainer genießt es, so seine Freizeit zu verbringen. In einer kurzen Pause während seines New-York-Besuchs war der Central Park erste AnLAUFstelle. Dort kamen ihm die Läufer und Walker aus allen Richtungen entgegen. Doch zum Glück hätten die nicht alle Adidas-Schuhe angehabt: „Sonst gäbe es ja kein Wachstumspotential mehr“, lacht er.

Markus Koch- © Wall Street Correspondents Inc.
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