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Alt 31-01-2008, 19:36   #792
Starlight
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Super Bowl: Millionen für TV und Werbung

Amerika ist im Super-Bowl-Fieber. Wenn sich am Sonntag im Universitäts-Stadion in Phoenix die New York Giants und die New England Patriots gegenüberstehen, sitzt das ganze Land vor dem Fernseher. Millionen kaufen extra einen neuen – größer, lauter, HiDef… und so ist das Football-Endspiel ein ernst zu nehmender Konjunkturfaktor.

Vor allem der amerikanische Einzelhandel kann das Spiel kaum erwarten. Nach einem eher schwachen Weihnachtsgeschäft hofft die Branche, jetzt doch noch ein paar Kunden in die Läden zu locken. Erste Umfragen des Branchenverbandes NRF stimmen optimistisch: Allein 3,9 Millionen Amerikaner wollen extra für das Spiel einen neuen Fernseher kaufen; das wären 50 Prozent mehr als im Vorjahr.

Angesichts der jüngsten Sorgen um den Verbraucher mag dies seltsam anmuten, aber König Football lässt seine Untertanen monetäre Engpässe eben vergessen. So kommt es, dass vor dem Super Bowl zusätzlich zu den TV-Geräten etwa 1,8 Millionen Möbelstücke verkauft werden sollen, immerhin muss der neue Schirm auf dem passenden Tisch oder Schrank präsentiert werden, wenn Freunde und Familie vorbeikommen.

Die wenigsten Amerikaner werden das Finale nämlich alleine sehen. Die meisten Fans treffen sich in Bars und Kneipen oder geben zuhause Parties. Darüber freuen sich die Lebensmittel- und Getränkehändler, die mit Bier und Chips und Popcorn Rekordumsätze erwarten.

In Feierlaune sind zudem die Sport- und Kleidungshändler. Um für den Super Bowl richtig ausgestattet zu sein, wollen die Fans durchschnittlich 60 Dollar pro Person für Trikots, Mützen und andere Artikel mit Team-Logo ausgeben. Unter’m Strich rechnen die Experten der NRF damit, dass der Super Bowl einen Gesamtumsatz von 9,5 Milliarden Dollar bringen wird.

Die Aktivitäten von Corporate America in bezug auf Werbung und ähnliche Aktionen sind da noch nicht einmal einbegriffen. Das ist ein Konjunkturfaktor für sich. Immerhin werden während des Matchs 63 Werbespots geschaltet – für jeweils 2,7 Millionen Dollar pro 30 Sekunden. Mit acht Spots ist der Budweiser-Konzern Anheuser-Busch bester Werbekunde für den Super-Bowl-Sender Fox, dicht gefolgt von PepsiCo und General Motors.

Insgesamt zehn Spots haben sich diverse Filmstudios in Hollywood gekauft, um auf neue Produktionen hinzuweisen. Doch wird nicht nur für das Kino geworben. Vielmehr sind die 30 bis 60 Sekunden langen Clips an und für sich große Kunst – mit teuren Schauspielern. In diesem Jahr sollen in den Streifen unter anderem Justin Timberlake, Madonna, Gene Simmons, Shakira und Alice Cooper auftreten, dazu jede Menge Spezialeffekte und eine gute Prise Humor. Der Softdrink-Riese Pepsi strahlt einen Stummfilm aus, der auf einem alten Gehörlosen-Witz basiert. Ob danach auch Fans mit optimalem Hörsinn zur Flasche greifen, bleibt abzuwarten.

Dass die amerikanischen Konzerne selbst in konjunkturell schwierigen Zeiten derart tief in die Tasche greifen, um einen kleinen Spot zu zeigen, liegt an der Strahlkraft des TV-Events. Während schon in den letzten Jahren regelmäßig mehr als 90 Millionen Zuschauer den Super Bowl verfolgten, sollen es in diesem Jahr laut Medienforschern mehr als 100 Millionen werden.

Offen ist, ob beim Super Bowl erstmals Politik und Sport kollidieren werden. Zwei Tage nach dem Endspiel gehen die Amerikaner in 15 Bundesstaaten für Vorwahlen zur Urne, und die Kandidaten beider Parteien könnten das größte Fernseh-Event des Jahres nutzen, so viele Wähler wie nie zuvor anzusprechen. Das Problem: Nicht jeder kann sich das leisten. Schaltkosten von 2,7 Millionen Dollar dürften die Wahlkampfkassen von Mike Huckabee und John McCain sprengen, während die demokratischen Spitzenreiter Hillary Clinton und Barack Obama über den teuersten und größten Wahlwerbespot aller Zeiten ernsthaft nachdenken dürften.

© Wall Street Correspondents Inc.
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