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Alt 28-01-2008, 20:22   #791
Starlight
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Hershey’s im Schneegestöber

Bei der Quartalskonferenz hatte Hershey-CEO David West eine unangenehme Überraschung für die Analysten. Nicht nur lagen Umsatz und Gewinn unter den Erwartungen, man musste auch ein Produkt komplett einstellen: die „Ice Breaker Packs“ – und zwar auf Druck von Polizei und Sicherheitsbehörden.

Mit denen hat Hershey sonst wenig zu tun, schließlich stellt man nicht Waffen und Handschellen her, sondern Schokolade und anderen süßen Papp wie Lakritzstreifen oder Bonbons. Oder eben Minz- und Mentholprodukte, wie die „Ice Breaker Packs“ für frischen Atem. Deren Problem: Sie sahen aus wie Drogen und mißfielen den Behörden im Kampf gegen Straßenkriminalität.

Unklar ist, was sich die Kreativen bei Hershey bei der Entwicklung der Minz-Päckchen gedacht haben. Die bestehen nämlich aus feinem, weißen Minz-Pulver, dass portionsweise in kleine durchsichtige Tütchen eingearbeitet ist, die auf der Zunge zergehen. Der Vergleich mit Kokain in kleinen Plastiktütchen ist nicht nur naheliegend, sondern drängt sich auf den ersten Blick auf.

Unter den ersten Kunden, die sich den Atem innovativ erfrischen wollten, war Linda Wagner, eine Polizistin aus Philadelphia. Deren Tochter starb vor sieben Jahren an einer Überdosis Heroin, was die Mutter offensichtlich für das Thema empfindlich gemacht hat. Wagner schrieb umgehend an Hershey und die Behörden und ging gegen den weiteren Verkauf der Eisbrecher-Päckchen vor. Etwas rüde vielleicht, zumal sie drohte, nie mehr irgendein Produkt der unsensiblen Firma zu verzehren.

Frau Wagners Drohung mag Hershey nicht in Bedrängnis bringen, man lenkte aber dennoch ein. Immerhin zeigten Drogenfahnder dem Management zwei unschöne Folgen einer möglichen Verwechslung von Atemfrisch und Droge:

Zum einen hätten Fahnder keine Möglichkeit, Koks sicherzustellen, das clevere Dealer in Hershey-Dosen umhertragen könnten. Zum anderen könnte es Tote geben, wenn beispielsweise ein „Ice-Breaker“-Kunde einmal ein Päckchen Koks fände… und äße.

Kaum vorstellbar welche Schadenersatzforderungen in einem solchen Exremfall auf Hershey zugekommen wären. Der Schoko-Riese will das auch gar nicht herausfinden und macht das einzig richtige: Die Eisbrecher kommen vom Markt.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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