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Alt 25-01-2008, 20:27   #790
Starlight
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Bono und Bill Gates starten Agrar-Initiative

Als der Chef der New Yorker Börse, Duncan Niederauer, und die CEOs einiger NYSE-notierter Unternehmen am Freitagmorgen im Schnee von Davos standen und mit Kuhglöckchen per Satellitenleitung den Handel eröffneten, war klar, warum das „World Economic Forum“ den Ruf eines selbstgefälligen Großkapitalisten-Clubs hat.

Doch ist das kein gerechtes Bild, denn in Davos läuft viel mehr. Sicher, für die Chefs der wichtigsten globalen Konzerne ist das Treffen Pflichtprogramm, und hinter den Kulissen werden Milliarden-Deals in allen Branchen geschlossen. Doch hat man sich in den letzten Jahren zunehmend bemüht, das Scheinwerferlicht von den Größten und Reichsten auch ein wenig abzulenken und internationale Probleme anzugehen.

Zum zweiten Mal in Folge hat sich daher etwa Bono in das Schweizer Ski-Städtchen bemüht. Der Vorreiter im internationalen Kampf gegen Armut und Krankheit hat in den letzten Jahren viele Top-Unternehmer inspiriert und ist daher in Davos unter Freunden. Gemeinsam mit besonders engen Vertrauten, dem Microsoft-Milliardär Bill Gates und Computerbauer Michael Dell, kündigte Bono jetzt ein neues Projekt an: den Kampf gegen den Hunger in der Dritten Welt.

Der wird – wie vieles andere – von der Bill und Melinda Gates Foundation finanziert, die zunächst 306 Millionen Dollar für Agrarprogramme zur Verfügung stellt. Für Gates ist es ein erster Schritt in ein neues Feld, denn seine Stiftung war bisher vor allem im Gesundheitssektor tätig. Mit den Millionen sollen nun vor allem Kleinbauern unterstützt werden, darunter größtenteils Frauen.

Denen sollen Möglichkeiten gegeben werden, ihre Farmen nicht nur effizienter, sondern auch profitabel zu führen. Der Kapitalismus habe der westlichen Welt – und besonders ihm – gute Dienste geleistet, erklärte Gates in Davos, und er sei auch das richtige System für die Entwicklungsländer. Zumal Wohltätigkeit eine Grundidee des Kapitalismus sei. In Werken vor „Wohlstand der Nationen“ habe schon Adam Smith erklärt, dass der Mensch ein Interesse – auch ein finanzielles – am Wohlstand und Wohlergehen der Anderen habe.

Gates’ Interesse am Wohlergehen der Anderen ging jüngst so weit, dass er seinen Posten bei Microsoft abgab. Der Firmengründer sitzt mittlerweile vollzeitlich bei seiner Foundation und nur noch nebenbei in der Software-Zentrale. Nach Davos wird er wohl dennoch auch in den nächsten Jahren kommen. Denn er hat erkannt, dass sich bei einem Treffen der mächtigsten Manager der Welt mehr erreichen lässt als interne Deals.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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