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Alt 21-11-2007, 17:47   #777
Starlight
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Immer noch „Trouble in Toyland“

„Trouble in Toyland“ ist die aktuelle Studie eines amerikanischen Verbraucherschutzverbandes überschrieben, und das scheint vor Weihnachten die letzte Warnung zu sein. Im Spielzeugland geht zur Zeit schief, was zur schief gehen kann, und die Industrie stellt sich auf das schlechteste Weihnachtsgeschäft seit vielen Jahren ein.

Dabei kann man durchaus darüber streiten, ob alle Warnungen der Verbraucherschützer auch notwendig sind, oder ob manche nur unnötig für Panik sorgen. Dass rote Aufkleber auf Skateboards vor Verletzungen warnen, sollte ein Kind von dem Brett fallen, ist ziemlich albern, und die Dauerwarnung vor kleinen Teilen, die unter Umständen verschluckt werden könnten, ist ein alter Hut.

Zwischen all den Sicherheitsvorkehrungen haben es die Hersteller nicht eben leicht, überhaupt noch Produkte zu entwickeln, die Spaß machen, die Abenteuerlust befriedigen und dabei hundertprozentig sicher sind.

Doch hilft es der Industrie nicht, dass man jüngst mit Blick auf niedrige Herstellungskosten und höhere Gewinnmargen immer nachlässiger gearbeitet hat. Dass in einem beliebten Bastelset K.O.-Tropfen nachgewiesen wurden und Blei in hohen Konzentrationen in fast allen bemalten Waren aus China auftaucht, hat die Branche in eine selbst verschuldete Krise gestürzt. Wer gedacht hat, dass die Unternehmen das Problem vor Weihnachten bekämpfen und in den Griff bekommen könnten, hat sich getäuscht.

Im Rahmen der „Trouble-in-Toyland“-Studie haben die Verbraucherschützer in den letzten Tagen – also nach den großen Rückrufaktionen! – das Angebot im Spielzeughandel untersucht. Mit schockierenden Ergebnissen: Im Reißverschluss eines „Curious-George“-Äffchens war der Bleigehalt tausend mal so hoch wie erlaubt. Aus anderen Artikeln fielen Magnetteile, obwohl diese in den vergangenen Monaten zu sehr schlagzeilenträchtigen Unglücken geführt hatten und die Hersteller eigentlich auf Trab bringen sollten.

Dass viele Hersteller offensichtlich nicht die notwendigen Maßnahmen getroffen haben, ihr Warenangebot einigermaßen frei von Gefahren zu machen, dürfte der Spielzeug- und Einzelhandelsbranche pünktlich zum Weihnachtsgeschäft einen herben Schlag versetzen. Vor allem Branchenriesen wie Wal-Mart, Target und Toys´R´Us dürften massive Umsatzeinbrüche im Spielzeugsektor sehen, da deren Mainstream-Angebot weitgehend aus chinesischen Fabriken kommt und zuletzt besonders in der Kritik stand.

Von der Krise profitieren dürften hingegen einige Spezialhändler, deren Umsätze in den letzten Jahren unter der Konkurrenz immer neuer Hightech-Gadgets gelitten hatten. Zahlreiche Hersteller von altmodischen Spielsachen aus Holz, darunter kleine Nischenfirmen wie Roy Toy, Uncle Goose oder Willow Tree Toys haben vor dem Fest neue Mitarbeiter eingestellt, weil sie die rasant steigende Nachfrage nicht mehr bewältigen konnten. Die Spielzeugkrise hat also auch ihre Gewinner – nur nicht an der Börse. Denn die kleinen, alternativen Hersteller sind nicht notiert.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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