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Alt 18-09-2007, 10:07   #1728
Benjamin
TBB Family
 
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Morgen zusammen!

Tja, also ich bin auch unschlüssig. Der FTSE 100 sieht so aus, als ob der gut in einer Seitwärts-Daddelphase bleiben wird. Der Zyklus-Termin von Bill MCLaren (ca. 10. Oktober) könnte dann der Termin sein, wo der FTSE 100 am oberen Widerstand bei ca 6400 anstößt - und dann impulsiv abtaucht. In dem Falle würde wohl die bärische Variante gelten (von den beiden, die Bill Mc Laren in seiner letzten Analyse präsentiert hat), nur würde sie länger dauern bis zur Auslösung des Abtauchens.

Übrigens noch zu meiner gestrigen Buchempfehlung hier: Dort liegt der Grund in Prechters sehr frühzeitig eingenommene negativer Sichtweise zu den Aktienindices darin begründet, dass er aus historischen Langfristcharts per Elliott ableitet, dass das Top in 2000 bereits die 5 eines Impulses war. Falls dem so wäre, dann käme danach ein lebenslanger Downturn, allein dei B-Welle hätte noch einmal die Chance, das alte Hoch noch einmal zu erreichen, danach ginge es über Generationen abwärts.

Dazu gibt es bei den Elliott-Anhängern natürlich - wie immer - eine Gegenmeinung: In 2000 war demnach erst die 3 zu Ende (nicht bereits die 5 wie Prechter es meint). Seitdem läuft demnach eine 4, und irgendwann ist auch die zu Ende und alle freuen sich dann auf völlig neue Höhen bei den Aktienindices.

Hab's mir selber auch einmal angeschaut - und kann mit meine bescheidenen Kenntnissen das nicht entscheiden, mir scheinen beide Zählweisen plausibel zu sein. Aber nur eine davon wird am Ende sich als zutreffend herausstellen.

Nur wenn man - wie Prechter - das Top der Aktienentwicklung überhaupt bereits hinter sich glaubt, dann braucht es eine Theorie, die das irgendwie plausibel macht, was man da an Unheil aus den Charts zu lesen glaubt. Und so kam er wohl zu der Deflations-These.

So, nun kann man natürlich an der Stelle sagen: "Das war's, der will nur sein verletztes Ego kühlen und nebenbei Geld verdienen." - und also das Buch nicht mal aufschlagen.
Ich meine, dabei schüttet man das Kind mit dem Bade aus. Denn was er über Deflation, deren Ursachen, deren historische Beispiele und über eine Reihe von Anlageklassen auch mittels Beispielen schreibt, das ist durchaus einleuchtend. Also, ich meine, das ist lesenswert. Man soll sich nicht zu sehr an seinen typischen "Elliott-Fehlern" aufhalten, nämlich eine avisierte Gegenbewegung antizyklisch zu früh zu erwarten. Diese Neigung haben alle Leute, die Elliott anwenden - und der gute alte Prechter hat sich da besonders engstirnig verhalten und seine einmal gefaßte Sichtweise selbst in den Jahren 2003 - 2007 durchgezogen, selbst als die Indizes eine Entwicklung vollzogen, die er so nicht in der Größenordnung erwartet hatte und dabei öfters deren Ende ausgerufen hat.

Man kann übrigens diese Rally von 2003-2007 mühelos auch mit der Prechterschen Zählweise der US-amerikanischen Aktienindices zählen. Man kommt sogar auf das gleiche Ergebnis wie die "Alternativler": Es war voraussichtlich eine korrektiv zu zählende B-Welle.
Der Unterschied zwischen den beiden Lägern kommt erst nach dem Ende der B-Welle zum tragen: Prechter geht in Richtung Weltuntergang (Crash), die Alternativler gehen in Richtung "normale Korrektur" entweder als Flat- oder als Dreieck.
In beiden Lägern werden aktuell tendentiell weiter fallende Kurse erwartet. Von daher gibt es sogar im Ergebnis noch längere Zeit keinen wirklich Unterschied zwischen den beiden Zählweisen. Interessant ist für mich jedoch die These der beginnenden Deflation. Wenn sich das künftig bestätigen sollte, dann - meine ich - könnte Prechter am Ende doch recht behalten. Die Szenen, die wir aktuell bei jener Bank in England sehen, dass weit über 100 meter lange Schlangen von Kunden vor der Bank anstehen, um ihr Geld abzuheben, obwohl die Regierung eine volle Garantie der Einlagen abgegeben hat, passen genau in sein Bild. Wenn er richtig liegt, dann wird das nicht die einzige Bank bleiben, es werden noch eine Reihe weiterer - vermutlich uns unbekannter - Geldhäuser plötzlich in den Medien auftauchen, wieder mit ähnlichen Szenen.
Wenn das passiert, dann muss man wohl in der Tat mit dem Schlimmsten rechnen - einem Crash, jedenfalls einer dynamischen Abwärtsbewegung, gekoppelt mit einer fundamentalen Vertrauenskrise unter den Marktteilnehmern. Das wäre für mich ein nicht zu übersehender Hinweis auf eine Zeit der Deflation.

Geändert von Benjamin (18-09-2007 um 10:51 Uhr)
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