Zitat:
was die zinsen angeht! die zentralbanken haben einfluss auf den kurzfristigen zins, der langfristige ergibt sich am markt.
die usa hat als besonderheit, dass sich hypothekenzinsen nach dem leitzins der FED richten.
wenn man greenspan's aussagen in seinem neuen buch glauben schenkt, dann werden die zinsen sogar zweistellig werden in den nächsten jahren.
greenspan sieht die inflation deutlich steigen, somit müssten auch die zinsen der FED auf höhen wie in den 80ern steigen.
|
Verstehe ich leider immer noch nicht. Hilfe!
Ich ziele jetzt nicht auf die Häuslebauer sondern nur auf die 30-jährigen T-Bonds und deren Renditeentwicklung vor dem Hintergrund immer weiter
sinkender Leitzinsen wegen Konjunkturschwäche - das ist das aktuell anliegende Szenario der Märkte.
Ich verstehe vor allem eines nicht: Wie kann die Fed gemäß Greenspan allen ernstes die Leitzinsen vor dem Hintergrund einer gigantischen Verschuldung und absinkender Konjunktur anheben wollen???
Aus meiner Sicht würde die Fed in Wirklichkeit das Gegenteil tun: Wenn die Konjunktur wirklich absäuft, geht der Leitzins eher Richtung 1 % zurück.
Und der Kreditzins - der (so habe ich Dich verstanden) am Markt entsteht, also nach freiem Spiel der Kräfte) sollte in der Tat nach oben gehen - allerdings weil imho das Ausfallrisiko bei den Schuldnern steigt, nicht weil die Inflation wächst, wie Greenspan es erwartet.
Ganz im Gegenteil, die Inflation erwarte ich fallend - bis sie zu einer Deflation wird! Denn was wird denn in nächster Zeit passieren bei steigenden Kreditzinsen und so leise angeschlagener US-Konjunktur: Geld wird knapper, die hoch verschuldeten US-Konsumenten können nicht mehr so viel ausgeben, weil der Zins- und Tilgungsanteil am Einkommen wächst. Geldbesitzer werden genau hinschauen, wem sie noch Geld geben. Das ist eine Umgebung für Preissenkungen, nicht für Preissteigerungen. Mir völlig schleierhaft, wie Greenspan das anders sehen kann.
Mit anderen Worten: Die Fed mag ja tonnenweise Geldnoten zu niedrigem Leitzins in die Tresore der Banken schleppen, so viel wie sie mag. Doch damit ist es dann in den Büchern der Banken, und die wollen Gewinne machen, die müssen diese geliehenen Geld-Gebirge ja auch selber irgendwann wieder zurück zahlen, denn das ist ja kein geschenktes sondern nur geliehenes Geld. Wenn die Konjunktur erkennbar zu lahmen beginnt, dann werden die Banken das Geld doch nicht so einfach billig weiterreichen. Sondern die Banken werden die Möchtegern-Kreditnehmer erst einmal genau durchleuchten, sich Sicherheiten verbindlich geben lassen, und dann am Ende auch noch einen hohen Kreditzins verlangen, genau weil viele Kredit-Nachfrager nur noch eine mäßig gute oder schlechte oder unbekannte Bonität aufweisen.
In diesem Bild würden die Kreditzinsen kräftig steigen bei fallenden Leitzinsen.
Das Bild von Greenspan (Kredit- und Leitzins steigen gleichermaßen an) wäre imho unlogisch, weil dann kommerzielle Geldbesitzer wie die Banken keinerlei Anreiz hätten, das riskante Geschäft der Kreditvergabe in Zeiten schwächerer Konjunktur überhaupt zu betreiben - weil sie die gesunkene Bonität der Kreditkunden nicht in den Kreditzinsen ausdrücken dürften. Es käme also zu einem ganz furchtbaren Liquiditätsmangel, der alle miteinander in den Ruin treiben würde.
Inflation würde vor allem die Geldbesitzer schädigen, denn deren Geld würde in der Kaufkraft sinken. Entlastet würden die Schuldner, weil das zurück zu zahlende Geld immer weniger wert wäre auf dem dann existierednen Markt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mächtigen unter den Geldbesitzer so einfach zuschauen, wie ihr Geld über
Inflation entwertet wird. Denn über die Kredtizinsen haben sie ein mächtiges Gegenmittel, um die Schuldner in die Schranken zu weisen. Die Schuldner brauchen Geld i. d. R. dringender; die Geldbesitzer haben es ja bereits und wollen es "nur" risikoarm und gewinnbringend irgendwo arbeiten lassen.
Da kann mir keiner erzählen, dass die Machtverhältnisse genau umgekehrt sind, dass die Macht bei denjenigen Leuten liegt, welche am wenigsten Geld und die meisten Schulden haben. Im Gegenteil: Cash wird immer wertvoller werden, alle Sachanlagen (die Sicherheiten bei Kreditgeschäften!) dürften dagegen im Wert eher fallen.
Das stellt eine Welt der Deflation dar, sorry, aber genau so sehe ich die anstehende Zeit.
Eines ist sicher: In Zeiten der
Deflation sind Shorts auf die 30-jährigen T-Bonds genau das richtige!
Habe mir im übrigen einmal Langfristcharts der
Inflation in den USA über die Zeit angeschaut - und sie gemäß Elliott versucht zu analysieren.
http://www.traderboersenboard.de/for...243#post305243
Da sehe ich keine künftig ansteigende Inflation, sorry.
So wie ich die Dinge sehe braucht das Aufbrechen der Kreditblase eine Weile, um bei der breiten Masse der MArktteilnehmer anzukommen; es ist sogar ein neues, höheres Hoch bei den Aktien drin, weil schnelle Kompensationsmaßnahmen die Symptome vorerst noch verschleiern können. Aber längerfristig (ab 2008?) sehe ich die Fed als machtlos an. Die können den Leitzins am Ende auf Null% absenken - es wird dem Markt nicht helfen, weil die kommerziellen Geldbesitzer mit ihrem eigenen unternehmerischen Risiko die hohen Ausfallrisiken da draußen bei den Kreditnehmern in der Realen Welt mit anderen Augen bewerten werden als die eher akademischen Augen der Fed. Die rücken dann nicht mehr so einfach ihr Geld heraus, Geld wird knapper. Und das ist das genaue Gegenteil von Inflation - das ist Deflation. Als Symptom würden Preise anfangen zu fallen, was ja das bekannteste Merkmal der Deflation ist (aber nicht die Ursache, die liegt auf der Seite der Kreditblase und dem daraus folgenden Vertrauensproblem). Diese ganze Sache ist erst dann rum, wenn der ganze Effekt der "unberechtigten" Vermögenspreisinflation der letzten Jahre wieder zurück genommen wurde. Ein ewig langer Prozess.