19-07-2007, 20:39
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#3
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letzter welterklärer
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dazu meint der austria börsenbrief
Zitat:
Meinl International Power: Nicht zeichnen
Ein weiteres „Konzept-IPO“ (ein Unwort) liegt derzeit zur Zeichnung
auf: Meinl International Power (MIP). Begeben werden
75 Mio. Aktien zu 10 Euro je Aktie, die Emission läuft noch
bis 24. Juli. Das Management besteht aus Ex-Verbund-Chef
Haider, Ex-Finanzminister Grasser, Hand Dieter Harig (Ex-CEO
EON) sowie Steve Coleman (Direktor Meinl Bank).
Die Firma bezahlt 0,3 % p.a. dafür, dass sie Name, Marke und
Meinl-Logo verwenden darf, berechnet übrigens nicht nur vom
Marktwert sondern vom eingezahlten Aktienkapital plus Agio
plus langfristige Verbindlichkeiten. Die Meinl Bank erhält für
die Transaktion in Summe mehr als stattliche 6,75% p.a. Danach
erhält die Meinl Bank 0,7% für jene Anteilsscheine, die
über ihr Vertriebsnetz verkauft werden. Die Managementgesellschaft
erhält 1,5 % des durchschnittlichen Asset Values sowie
eine Performance-Fee von 20% für eine Steigerung des Asset
Values von mehr als EURIPOR plus 1 Prozent. Die Firma ist –
alle Aktionärsrechte inklusive – auf Jersey beheimatet und wird
im Sonstigen Handel der Wiener Börse gelistet sein. Angedacht
sind derzeit zwei Projekte, ein Gaskraftwerk in Ungarn zudem
ist ein Kooperationsvertrag mit einem Windkraftunternehmen
für die Entwicklung von Windfarmen in Osteuropa unterzeichnet.
Nach dreimonatiger Erfahrung mit Konzept-IPOs kristallisieren
sich erste wesentliche Merkmale heraus: Der Anleger bezahlt
einen guten Teil des veranlagten Geldes vorweg in Form von
ausgesprochen üppigen Gebühren an die Emissionsbank. Das
Management wird ebenfalls ausgesprochen gut entlohnt. Im
konkreten Fall erhält die Bank bei voller Platzierung 47 Mio.
Euro. Selbst bei Nullperformance erhält die Managementgesellschaft
im ersten Jahr rund 10 Mio. Euro. Das Erfreulichste für
den Anleger an einem Konzept-IPO ist sicherlich der Emissionsprospekt.
Der MIP-Prospekt kommt bspw. mit mageren 150
Seiten aus (es gibt ja auch keine Historie über die man berichten
muss!), ansonsten sind 300 bis 500 Seiten durchaus üblich.
zurück.
Wir raten jedenfalls von einer Zeichnung ab. Eine Gesellschaft
die so jung ist und schon solch schwere Gebührenlasten tragen
muss, ist uns eindeutig zu riskant. Auch sehen wir manche Entwicklungen
aus Anlegersicht bedenklich. Beispielsweise ganz
generell, dass Unternehmen, die erst wenige Monate existieren
und keine Projekte umgesetzt haben, an die Börse gebracht
werden. Noch dazu durchaus auch mit einem Focus auf das
Retail-Publikum. Das heißt selbstverständlich nicht, dass die
Sache für Anleger nicht ein schöner Erfolg werden kann, aber
wir beteiligen uns einfach lieber an Aktien, die schon ein Geschäft
haben. Ein gutes Management kann sich der Investor
um deutlich weniger Geld in anderen Gesellschaften kaufen. Im
Strombereich beispielsweise mit einer Verbundaktie. Und ganz
persönlich bezahle ich bei einer Meinl Marmelade einfach viel
lieber für den Namen, denn da bin ich mir einfach viel sicherer,
das da etwas drinnen ist, was mir schmecken wird.
Aufgefallen ist uns auch, dass in der uns vorliegenden Präsentation
zum Börsengang bei der Geschichte der Track Record
der Meinl-Gruppe in CEE sehr aktiv hervorgehoben wird. Dort
bleibt aber ein unserer Ansicht nach nicht unwesentliches Kapital
des CEE-Track-Records unerwähnt, weshalb wir ihn hier der
Vollständigkeit halber kurz nachreichen möchten: Erinnern Sie
sich noch an die Julius Meinl International? Nach einem guten
Start Anfang der 90er-Jahre entwickelte sich das Unternehmen
zusehends negativ. 2005 wurde das Unternehmen dann in Ragusa
Beteiligungs AG umbenannt (soweit wir wissen, mussten
aber auch schon vor der Umbenennung keine Gebühr von den
Aktionären für die Verwendung von Namen und Logo bezahlt
werden). Im Dezember dieses Jahres wurde von der Meinl Bank
ein Abfindungsangebot an den Streubesitz zu 3,61 Euro gestellt,
im März wurde die Gesellschaft in aller Stille von der
Wiener Börse genommen. In den letzten 10 Jahren ging es mit
der Gesellschaft und dem Aktienkurs stetig bergab. Wer die Aktie
2000 gekauft hat, hat in sieben Jahren mehr als drei Viertel
seines Investments verloren, wer das Pech hatte sie zum Hoch
im Jahr 1993 zu kaufen, fast 90%.
fiel der Index wieder unter die runde 8.000er-Marke
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