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Alt 19-01-2007, 20:41   #609
Starlight
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Äpfel statt BigMacs

Der Big Mac schmeckt der ganzen Welt, das wissen nicht nur Fastfood-Fans. Auch Volkswirtschaftler kennen und schätzen die globale Verbreitung des Viertelpfünders, und sie nutzen diese seit zwei Jahrzehnten für den internationalen Währungsvergleich – mit Erfolg: Der Big-Mac-Index hat Währungsschwankungen bisher erstaunlich genau vorhergesagt. Das ändert nichts daran, dass das Kalorien-Monster ungesund ist.

Viel gesünder ist Obst. Ein Apfel zum Beispiel. Der Apfel der Börsenwelt heißt Apple, und seit Apple mit dem iPod ein globales Massenprodukt auf dem Markt hat, ist auch dieses für Volkswirtschaftler interessant geworden. Die australische Commonwealth Bank hat nun erstmals den iPod-Index veröffentlicht, und an der Wall Street schaut man sich die Zahlen sehr genau an, denn sie sollen vereinfacht zeigen, welche Währung über- und welche Währung unterbewertet ist.

Die Theorie dahinter ist einfach: Wenn der iPod – in diesem Fall der Nano mit 2 Gigabyte – in Deutschland zum Tageskurs weniger kostet als in den USA, dann ist der Euro nach dem Prinzip der Kaufkraft-Parität überbewertet.

Ein Blick auf die Erstausgabe des Index zeigt, dass der brasilianische Real gegenüber dem US-Dollar deutlich überbewertet ist, der kanadische Dollar hingegen um 3 Prozent unterbewertet. Für den Euro herrscht etwa Parität.

Die Commonwealth Bank hat im ersten Monat des iPod-Index die Daten für 27 Länder ermittelt. Deutschland steht im Mittelfeld.

Nach einem Blick auf den iPod-Index umgehend Devisen umzuschichten, empfehlen die Index-Verwalter übrigens nicht. Im Gegenteil: Ganz wie auch der Big-Max-Index basiert die neue Statistik zwar auf unumstößlichen volkswirtschaftlichen Regeln und Prinzipien. Ganz ernst zu nehmen ist er aber nicht, weil er natürlich sehr vereinfacht.

Speziell gegenüber dem Big-Mac-Index hinkt der Blick auf den iPod beispielsweise schon deshalb, weil die Geräte fast ausschließlich in China gefertigt werden, und weil folglich der Import, verschiedene Zölle und Steuern den Produktpreis mit beeinflussen. Ganz anders ist das bei McDonald´s erfolgreichstem Burger: Der Big Mac wird natürlich in allen Ländern, in denen er verkauft wird, auch vor Ort hergestellt. Der Index reflektiert also nicht nur den Verkaufspreis, sondern auch Arbeits- und Nebenkosten.

Die Commonwealth Bank lässt sich nun zumindest darauf ein, dem Dollar eine Aufholjagd gegenüber zahlreichen Währungen vom Euro über das Pfund bis zum Franken zu prophezeihen. Viele Analysten rechneten damit in nächster Zeit nicht, geben die Australier zu, doch möchte man zumindest einmal abwarten und dem iPod-Index eine Chance geben, sich zu behaupten.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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