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Alt 22-12-2006, 20:33   #600
Starlight
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Ein Rekordjahr geht zu Ende

An der Wall Street ist man ja nie zufrieden. Dass die großen Indizes nun vor Weihnachten drei Tage in Folge mit Verlusten handelten, das vermieste manchem die Festtagsfreude. Dabei können sich Anleger an den US-Börsen nicht beschweren. Im Gegenteil: 2007 war ein starkes Jahr, und der Dezember kann sich auch sehen lassen.

Man mag vielleicht das erste Halbjahr einmal außer acht lassen. Mit 10 717 Punkten hatten die Blue Chips das Jahr 2006 begonnen. Dann ging es bis Mai in steten Wellenbewegungen nach oben, bis der Markt genug hatte. Allgemeine Sorgen um die Konjunktur und Zinsanhebungen durch die Fed, die seinerzeit immer noch den Leitsatz hob, leiteten eine Kehrtwende ein, und Ende Juni fand sich der Dow-Jones-Index wieder genau da, wo er das Jahr begonnen hatte.

In der zweiten Jahreshälfte startete der Markt dann aber durch. Am 29. Juni hob die Fed zum bis dato letzten Mal die Zinsen an, seither notiert der Tagessatz unverändert bei 5,25 Prozent. Anleger hofften sogleich auf Zinssenkungen. Die blieben bisher aus, allein deren freudige Erwartung ließ aber die Börsen klettern. In den vier Monaten zwischen Juli und November kletterten die Blue Chips um satte 15 Prozent auf ein Allzeithoch von 12 342 Punkten. Dann kam der Dezember und mit ihm die bange Frage, ob denn nach einer solchen Kletterpartie die traditionelle Santa-Claus-Rallye noch möglich wäre.

Es sah anfangs nicht gut aus. Die Höhenluft bekam den Blue Chips nicht, es ging erst einmal wieder bergab, dann zwei Wochen wang im Krebsgang seitwärts. Erst zehn Tage vor dem Fest, draußen vor der Börse strahlte der Weihnachtsbaum mit seinen 3000 Lichtern und fußballgroßen NYSE-Ornamenten, fand Santa Claus den Weg zurück. Am 19. Januar schloss der Dow auf einem neuen Allzeit-Hoch von 12 471 Punkten, und wenn seither keine Gewinne mehr zu verzeichnen waren, dann sollte man es auch gut sein lassen.

Was könnten Anleger auch mehr erwarten? Die rasanten Gewinne an der Wall Street gingen einher mit einem Rekordjahr für Merger und Akquisitionen, mit Rekord-Boni im Financial District, wo die CEOs von Morgan Stanley und Goldman Sachs Weihnachtsgeld von 40 beziehungsweise 54 Millionen Dollar einsteckten. Die Rohstoffmärkte lieferten Rekordergebnisse und öffneten über die verstärkte Präsenz von Derivaten dem Privatanleger ein ganz neues Marktsegment. Die entsprechenden Börsen gewannen rasch an Bedeutung, zuletzt ging die Nymex selbst an die Börse – bestes Zeichen für den starken Trend hinter dem Geschäft mit Öl, Gas, Gold und anderen Rohstoffen.

Das zu Ende gehende Jahr lief also gut für die amerikanischen Börsen. Was 2007 bringen wird, hängt wohl in erster Linie von einigen konjunkturellen Rahmendaten ab. Zwischen Wirtschaftswachstum und Inflation muss die Notenbank ihre weitere Zinspolitik abwägen. Vieles deutet darauf hin, dass sich in den Fed-Sitzungen im Januar und Februar nichts tun wird.

Über die weiteren Entwicklungen informieren wir den geneigten Leser ab dem neuen Jahr wieder. In der Weihnachtswoche, die sich an der Wall Street vor allem durch extrem niedriges Handelsvolumen auszeichnet, bleibt das Büro geschlossen.

Frohe Weihnachten, einen guten Rutsch und auf ein erfölgreiches Börsenjahr 2007.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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