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Alt 19-12-2006, 18:45   #598
Starlight
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Merger-Monday? - Merger-Jahr

Kurz vor dem Jahreswechsel feiert die Wall Street gerne die vergangenen zwölf Monate. Anlass gibt es zur Genüge, denn 2006 war – bisher – ein Rekordjahr in vielerlei Hinsicht. Beachtliche Kursgewinne gab es, Rekordgewinne bei den Unternehmen und so viele Merger und Übernahmen wie nie zuvor.

Vor allem die Merger und Übernahmen machen die letzten zwölf Monate wohl zu einem Ausnahmejahr. Nie zuvor war der Heißhunger auf Unternehmen so groß wie in 2006, nie zuvor haben derart viele Transaktionen die internationalen Börsen angetrieben. Regelmäßig prasselten am „Merger Monday“ Übernahmemeldungen auf die Wall Street ein, zuletzt in dieser Woche mindestens acht, von denen drei mit mehr als 10 Milliarden Dollar bewertet waren.

Im gesamten zurückliegenden Jahr, das ja noch nicht ganz vorbei ist, gab es weltweit 34 785 Übernahmen, deren durchschnittlicher Wert bei mehr als 100 Millionen Dollar lag. Damit hat die Wall Street in 2006 nicht nur mehr Transaktionen gesehen als je zuvor, sondern auch teurere. Insgesamt beläuft sich das Übernahmevolumen nun auf mehr als 3,5 Billionen Dollar. Das ist etwas mehr als im bisherigen Rekordjahr 2000, und man hat sich von den Tiefständen vor einigen Jahren deutlich erholt: Im Jahr 2002 gab es Transaktionen für gerade einmal etwas mehr als 1 Billion Dollar.

Angestoßen wurde das M&A-Jahr ironischerweise mit der 67 Milliarden Dollar schweren Übernahme des Telekomspezialisten BellSouth durch den Dow-notierten Branchenriesen AT&T – ausgerechnet dieser Deal gilt zum Jahresende als einer der unsichersten. Macht AT&T nicht weitere Zugeständnisse an die entscheidende Kommunikationsbehörde, könnte man auf eine Genehmigung lange warten. Ein republikanisches Ausschuss-Mitglied hat sich wegen Befangenheit zurückgezogen, zwischen den verbleibenden zwei Republikanern und zwei Demokraten steht nun ein Unentschieden.

Abgesehen von einzelnen Geschichten zeigt das zu Ende gehende Jahr aber zwei interessante Trends auf: Private Investoren haben in 2006 einen größeren Anteil an Übernahmen gehabt als je zuvor. Ein gutes Drittel der gesamten M&A-Aktivitäten waren Privatisierungen, darunter die Aufsehen erregenden Milliarden-Deals mit dem Kasino-Riesen Harrah´s Entertainment, dem Kabelanbieter Clear Channel Communications und dem Energie- und Pipeline-Spezialisten Kinder Morgan.

Interessant ist auch, wie immer mehr große Deals außerhalb der USA stattfinden. Hatte Corporate America in den vergangenen Jahren stets den Löwenanteil, haben in diesem Jahr nur noch drei der größten zehn Merger und Übernahmen in Amerika stattgefunden. Insgesamt beläuft sich das Volumen der US-Deals auf 1,4 Billionen Dollar, und das wiederum ist kein Rekord. Im Jahr 2007 haben sich die M&A-Transaktionen in den USA auf 1,7 Milliarden Dollar summiert.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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