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Alt 16-11-2006, 17:44   #587
Starlight
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Drei IPOs erzählen drei Geschichten

Drei Unternehmen aus drei verschiedenen Branchen wagen zum Wochenschluss den Sprung an die Börse. Doch die drei IPOs sind höchst unterschiedlich bewertet und geben einen guten Einblick darauf, was an der Wall Street in und out ist. Alles was mit Autos zu tun hat, langweilt Anleger – alles was mit Öl zu tun hat, ist gefragt.

So kommt es, das ausgerechnet die prominenteste und größte Firma vor ihrer Erstnotierung am schwächsten da steht. Der Autovermieter Hertz, der bis vor einem Jahr zu Ford gehörte und dann von einer Investorengruppe um Merrill Lynch und die Carlysle Group ausgekauft wurde, wird 88,2 Millionen Aktien für 15 Dollar an den Mann bringen. Damit ist er Ausgabepreis geringer als erwartet, man hatte ursprünglich eine Spanne zwischen 16 und 18 Dollar pro Papier angestrebt.

Für die zwischenzeitlichen Eigner lohnt sich das Geschäft, denn die verdienen durch den immerhin 1,32 Milliarden Dollar schweren Börsengang dicke Boni. Doch gerade deshalb winken Analysten an der Wall Street ab, zumal das Mietwagen-Geschäft nun einmal nicht zu den Branchen gehört, auf die in naher Zukunft unerwartetes Wachstum zukommen dürfte.

Im Öl-Sektor sieht es da ganz anders aus: Die Halliburton-Tochter KBR wird 27,84 Millionen Aktien zu 17 Dollar platzieren und schafft damit einen Preis am oberen Ende der angepeilten Spanne – daran ändert auch der Machtwechsel in Washington nicht, der Halliburton künftig wohl den direkten Zugang zum Pentagon blocken wird.

Auch das wichtigste IPO der Woche hat mit Öl zu tun, darüber hinaus aber noch mit anderen Rohstoffen. Die Rohstoff-Börse NYMEX gibt erstmals Papiere aus. Damit tritt ein traditionsreicher Handelsplatz aus seinem Schattendasein, der seit 1872 in New York ansässig ist, aber für Privat-Anleger erst eine Rolle spielt, seit Derivate das Interesse an Rohstoffen gehoben haben und der Ölpreis zudem volatiler geworden ist und Konjunktur und Aktienmarkt stärker beeinflusst.

Das Interesse an NYMEX-Aktien ist im Vorfeld so groß, dass die Emmission in den letzten Tagen noch einmal um 10 Prozent vergrößert werden musste. Man gibt nun 6,5 Millionen Aktien zwischen 54 und 57 Dollar aus. Analysten halten diesen Preis für viel zu niedrig, was in den letzten Stunden vor der Erstnotierung den Run noch einmal verstärken dürfte.

Dabei könnten die Analysten durchaus Recht behalten. Die Geschäfte an der NYMEX laufen auf Hoch-Touren, und die Börsengänge anderer Handelsplätze in jüngster Zeit haben Anlegern beachtliche Renditen gebracht. Drei Rohstoff- und Optionsmärkte sind in den letzten anderthalb Jahren an den Start gegangen, die International Securities Exchange, das Chicago Board of Trade und die IntercontinentalExchange – im Schnitt haben die Papiere seither um 150 Prozent zugelegt. Die NYMEX-Aktie könnte ebenso gut oder noch besser laufen, zumal viele Kritiker der Rohstoff-Börse lange vorgeworfen haben, zu spät ins elektronische System eingestiegen zu sein. Das hat man aber nun von der CBOT lizensiert, seither sind die Umsätze gestiegen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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