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Alt 16-11-2006, 07:27   #586
Starlight
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NYSE rückt näher an Europa

Die New York Stock Exchange schlägt wohl die Brücke über den Atlantik. Nachdem die Deutsche Börse ihr Interesse an Euronext zurückgezogen hat, ist für das New Yorker Traditionshaus der Weg zu einer Übernahme frei. Doch droht schon neue Konkurrenz, und zwar von den Investmentbanken.

Für die Frankfurter scheint das Thema Euronext vom Tisch zu sein. Nachdem die pan-europäische Börse, zu der die Häuser in Paris, Amsterdam und Brüssel gehören, an Gesprächen mit der Deutschen Börse nicht mehr interessiert war, zog man das Übernahmeangebot zurück – zurecht: Die Frankfurter waren zu keinem Zeitpunkt Favorit. Die Euronext hatte stets mit der Wall Street als starkem Partner in den USA geliebäugelt.

Dass man sich in Frankfurt ärgert, was sich an Kommentaren aus dem Management ebenso ablesen lässt wie an der Reaktion der Aktie, ist in New York kein Thema. Die NYSE bereitet sich auf die Expansion nach Europa vor, muss aber plötzlich neue Konkurrenz fürchten. Und zwar von Partnern, gegen die man normalerweise nicht im Wetbewerb steht.

Eine Gruppe von Investmentbanken will nämlich eine eigene Handelsplattform in Europa eröffnen. Unter ihnen sind die Citigroup, die Credit Suisse, die Deutsche Bank, UBS und Goldman Sachs, Morgan Stanley und Merrill Lynch. Damit sind erstmals fast alle „Global Player“ der Branche in ein gemeinsames Projekt integriert, nur zwei große Firmen fehlen: J.P. Morgan und Lehman Brothers.

Der Verbund der übrigen aber könnte für die europäischen Börsen tatsächlich zu einer Gefahr werden, vor allem aber für die London Stock Exchange. Denn dort werden die meisten Deals der beteiligten Firmen abgewickelt, die zur Zeit für etwa die Hälfte des europäischen Handelsvolumen zuständig sind.

Die Deutsche Börse muss sich vor dem neuen Spieler interessanterweise am wenigsten fürchten, denn in Frankfurt werden ohnehin nicht alle Aktien über die Börse direkt gehandelt. Der Anteil der börsenintern abgewickelten Deals ist in London höher, ganz zu schweigen von kleineren Börsen wie der Borsa Italiana. In Rom werden alle Geschäfte direkt über die Börse gemacht, man wird also – vor allem wegen der neuen Regulierungen durch die EU – einen Sonderstatus verlieren und künftig auf mehr Wettbewerb reagieren müssen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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