Bittere Pillen für Pfizer & Co.
Ob da noch Medikamente helfen? Den zweiten Tag in Folge stellen die Pharmazeuten die drei größten Verlierer im Dow. Ohne die Rückendeckung der republikanischen Regierung wird es die Branche in nächster Zeit nicht leicht haben. Anleger wissen das und stoßen ab, was an Pharma-Aktien im Portfolio liegt.
Dass Investoren bei Pfizer, Merck und Co. aussteigen, hat einen ganz einfachen Grund. An die jüngsten Gewinne können die Unternehmen wohl nicht mehr anknüpfen, wenn sie bald wie andere Unternehmen auch in einem nicht regulierten marktwirtschaftlichen Umfeld operieren müssen. Das mussten sie bisher nicht, denn mit großzügigen Spenden an Bush und seine Freunde hatten die Unternehmen den mächtigeren Teil Washingtons auf ihre Seite gebracht und sich ein Biotop anlegen lassen, in dem Gewinnmargen gedeihen konnten wie in kaum einer anderen Branche.
Dazu setzten die Republikaner kurzerhand sämtliche Gesetze der freien Marktwirtschaft auseinander, bis hin zur goldenen Regel, nach der Angebot und Nachfrage den Preis einer Ware bestimmten. In der Pharma-Industrie machten in den letzten Jahren nämlich ganz einfach die Unternehmen den Preis – und der Kunde fügte sich. Nicht nur der kleine Mann, wohlgemerkt, sondern auch die größten Abnehmer, allen voran die staatlichen Krankenkassen.
Denen war es unter den Republikanern per Gesetz verboten, direkt mit den Pharmazeuten über Preise zu verhandeln. Die Unternehmen verlangten einfach was sie wollten, und die Kassen zahlten. Alternativen gab es nicht, zumal die Regierung auch den Import von Medikamenten aus dem Ausland verboten hatte.
Selbst aus dem Nachbarsland Kanada konnten Amis ihre Pillen in den letzten Jahren nicht beziehen – aus Sicherheitsgründen, wie die Bush-Regierung zu betonen nicht müde wurde. Das war natürlich völliger Unsinn, denn die Medikamente, die die Amerikaner gerne aus Kanada importiert hätten, waren nichts anderes als die Produkte der amerikanischen Unternehmen, die sie vorher nach Kanada exportiert und dort zu einem deutlich geringeren Preis auf dem Markt hatten.
Mit dem Machtwechsel in Washington werden solche Sonderkonditionen für die Industrie bald Geschichte sein. Die Unternehmen müssen sich auf normale marktwirtschaftliche Konditionen einstellen, und darunter werden die Margen leiden. Aktien haben bis dahin nur eine Chance: Anleger könnten nach Einbrüchen um ein paar Prozent doch wieder einsteigen und darauf bauen, dass es selbst ein demokratischer Kongress in D.C. nicht leicht haben wird, der Pharmabranche das Handwerk zu legen, solange Präsident Bush ein Veto-Recht hat.
Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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