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Alt 03-11-2006, 19:04   #579
Starlight
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Die Wall Street sieht grün

An der Wall Street sieht man grün. Das wäre nichts neues, ginge es nur um Dollarbündel oder steigende Aktien. Seit einiger Zeit aber hält der Umweltschutz Einzug im New Yorker Finanzviertel. Immer mehr Banken und Broker arbeiten Energie sparend – vielleicht, weil sie die steigenden Öl- und Gaskosten am besten kennen.

Was auch immer sich an der Wall Street abspielt, hat mit Geld zu tun. So üben sich die Unternehmen zwar im Umweltschutz und schonen Ressourcen – am Ende sparen sie aber auch gewaltig, und das könnte Nachahmer auf den Plan rufen. An Beispielen mangelt es nicht:

Bei der Credit Suisse in Manhattan stehen tief im Keller sechzig mit Neopren beschichtete Eis-Tanks, die jeweils zweieinhalb Meter hoch sind und einen Durchmesser von zwei Metern haben. Wenn die Broker schlafen produzieren sie mit billigem Nachtstrom tonnenweise Eis. Das wird dann tagsüber ins zentrale Kühlsystem eingespeist, an dem nicht nur die Klimaanlage hängt, sondern auch die Aggregate, die Computer und Großrechner lüften.

Die zeitversetzte Eis-Herstellung spart der Großbank bares Geld. Der Stromverbrauch in Spitzenzeiten ist um 900 Kilowatt niedriger, man spart bis zu 1 Million Dollar im Jahr. Die Anschaffungskosten sollen in zweieinhalb Jahren ammortisiert sein, ein Jahr früher als geplant.

Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel für Energiesparer setzt Goldman Sachs. Das neue Hauptquartier in Jersey City ist eines der größten Gebäude in den USA, denen das Umweltsiegel zuerkannt wurde. Der Wolkenkratzer speichert Tageslicht, nutzt Regenwasser für sein Kühlsystem und hat sogar die Außenwände danach gestaltet, für Zugvögel sichtbarer zu sein, um deren Todesrate zu senken.

Andere Broker nehmen sich Goldman Sachs zum Vorbild. Morgan Stanley lässt gerade ein Kühl- und Eissystem installieren und beschäftigt dazu die Experten, die beim Konkurrenten schon zugange waren.

Einen besonderen Anreiz bietet den Unternehmen übrigens der Staat. New York hat sich mit 300 000 Dollar an den umweltbewussten Investitionen bei der Credit Suisse beteiligt, bei Morgan Stanley hat man 820 000 Dollar zugeschossen.

Die Subventionen scheinen sich auch für den Staat auszuzahlen. „Es ist lobenswert, dass die Großbanken ihre Energieeffizienz verbessern“, meint Peter Smith, der Leiter der zustäbndigen Energiebehörde. „So große Projekte dienen als Modell für andere Unternehmen, die ihrerseits anfangen Energie zu sparen.“

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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