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Alt 12-10-2006, 20:47   #560
Starlight
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Die Revolution der Online-Werbung

Der Dow mag auf Rekordjagd sein, die ersten Quartalszahlen werden gemeldet, doch die Zahl der Woche ist und bleibt: 1,65 Milliarden. So viel – in Dollar – kostete dieser Tage nämlich Youtube.com, die Video-Seite, die sich Google einverleibt hat. Seit dem Deal diskutiert die Wall Street: Warum ist das recht junge Start-Up so viel Geld wert?

Je mehr Experten sich zu dem Thema Gedanken machen, desto mehr scheint klar: Youtube.com dürfte auf jeden Fall das Geld wert gewesen sein. Anleger sahen das sofort, wie die Aktie erkennen ließ. Schließlich gab das Papier im Zusammenhang mit der größten Cash-Akquisition in der Unternehmensgeschichte nur 1 Porzent ab und handelt seither stabil. Mittlerweile aber kommt auch die Konkurrenz dahinter. Schon bald werden sich AOL, Yahoo und andere Online-Riesen ärgern, dass für sie nur noch Krümel vom Werbekuchen übrig bleiben werden.

Dieses Szenario zeichnet sich immer mehr ab. Denn Werbung verlagert sich immer mehr ins World-Wide-Web, und dort ist das Video-Segment das schnellst wachsende. Im Zukunft wird das umso deutlich werden, wenn Online-Provider ihre Verbraucherdaten gezielter verarbeiten können und Werbespots auf den einzelnen Kunden zuschneidern können.

Zur Zeit laufen erste Tests. Wenn diese erfolgreich sind, dürfte ein neues Werbe-Zeitalter beginnen. Dann ist Schluss mit den bisherigen Online-Werbespots, die momentan oft nicht mehr sind als gekürzte und verpixelte TV-Spots. Die meisten Web-User wollen sie nicht sehen und brauchen sie auch nicht zu sehen, denn es gibt genügend Programme, die Spots aus den Webseiten filtern können.

Künftig aber dürfte Werbung im Internet so aussehen: Ein Kunde, der in jüngster Zeit häufig auf der Webseite von Ford war, der zuletzt online bei Abercrombie & Fitch eingekauft hat und seine Lebensmittel vom Lieferservice Freshdirect.com bezieht, könnte etwa persönlich angesprochen werden. Statt normaler Banner oder regulärer Spots fährt ein Ford in den Bildschirm ein, passiert ein paar Läden, darunter Abercrombie und der Online-Deli. Per Mausklick auf den Laden geht es direkt zur neuen Herbstkollektion.

Das alles klingt sehr reizvoll für die Werber, denn die können immer effektiver und vermeiden allzuhohe Streuverluste. Genau das ist natürlich nur im Internet möglich, und da hat künftig der die Nase vorn, der Videos und soziale Marktplätze bietet – Youtube eben, Myspace und ähnliche Anbieter.

Youtube gehört nun schon ohne das Zutun von Google zu den mächtigsten Spielern online. Das zeigt eine recht aktuelle Werbe-Aktion des New Yorker Designers Mark Ecko. Der stellte jüngst ein Video auf die Seite, in dem er die Präsidenten-Maschine Air Force One mit Graffiti verzierte. Der Stunt war gestellt, doch sahen ihn zunächst Millionen begeisterte Zuschauer. 135 Millionen sollen insgesamt über die Aktion erfahren haben – über Youtube.com direkt oder über die anschließende Berichterstattung.

Zum Vergleich: Das Finale der Talentshow „American Idol“, einer der Höhepunkt im Kalender der amerikanischen Fernseh-Unterhaltung, sahen zuletzt 36 Millionen Zuschauer. Diese Zahlen zählen für die Werbetreibenden, und wenn die Experten von JupiterResearch von 1,5 Milliarden Dollar sprechen, die ab 2011 jährlich in Online-Werbung fließen sollen, dann sehen sie Youtube.com – und damit Google – ganz vorne.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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