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Alt 13-09-2006, 07:54   #537
Starlight
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CEOs auf der Abchussliste

In Corporate America stehen in dieser Woche die CEOs im Mittelpunkt. Gleich drei von ihnen machen Schlagzeilen – keiner davon gute, was Anleger verärgert und wieder einmal die Frage aufwirft, ob mancher Job nicht doch überbezahlt ist.

Zum Beispiel der von Alan Mulally. Sicher, als Nachfolger von Bill Ford Jr. wird es der bisherige Boeing-Vorstand nicht leicht haben, den strauchelnden Automobilhersteller vom Pannenstreifen zu schieben und wieder in Fahrt zu bringen. Dem Unternehmen rückt die Konkurrenz aus Asien immer mehr aus den Leib, seit selbst patriotische Amerikaner angesichts der hohen Benzinpreise lieber einen sparsameren Toyota kaufen.

Ford hat längst erkannt, dass eine Sanierung an zwei Fronten stattfinden muss: Über bessere Autos, die eine stärkere Nachfrage beim Kunden erzielen, und über Kostensenkungen, die höhere Margen bringen und den Hersteller im direkten Wettbewerb voranbringen können – nicht zuletzt durch zinsfreie Kredit- und andere Sonderangebote, die sich eben nur ein Unternehmen mit hohen Margen überhaupt leisten kann.

Kostensenkungen bei Ford sind unlängst eingeleitet. So wurden jüngst die Prouduktionsmengen für das laufende Jahr gesenkt, einige Werke werden geschlossenen, zehntausende Mitarbeiter entlassen. Die werden nun nicht verstehen, warum der neue CEO mit einem Bonus von 18,5 Millionen Dollar seinen ohnehin mit 2 Millionen Dollar pro Jahr vergüteten Job antritt. Oder warum er obendrein noch 4,6 Millionen Optionen erhält.

Zum Vergleich: Bei Boeing verdiente Mulally zuletzt 9,9 Millionen Dollar, was schon eine Verdopplung des Vorjahresgehalts war. So sehr sich der neue Mann am Steuer über sein neues Gehalt freuen mag, wird es ihm den Einstieg in Detroit nicht erleichtern. Die Glaubwürdigkeit des Reformers dürfte bereits vor Arbeitsbeginn Schaden genommen haben.

Völlig dahin ist unterdessen die Glaubwürdigkeit von HP-Aufsichtratschefin Patricia Dunn. Die hatte befürwortet, dass sich Hewlett-Packard unter Vorspielung falscher Tatsachen und illegalerweise die Telefondaten eines ihrer Ratsmitglieder besorgte, um herauszufinden, ob dieser Interna an die Presse gegeben habe. Kleiner Trost. Dunn fand heraus, wer geplaudert hatte, und der Betroffene hat mittlerweile seinen Rücktritt erklärt.

Dieser halbwegs noble Abgang war Peter Dolan nicht vergönnt. Der CEO des Pharmazeuten Bristol-Myers Squibb wurde am Dienstagmorgen gefeuert. Ein Richter hatte dies im Vorfeld empfohlen, und seit einer Einigung in einem Bilanzskandal ist das Unternehmen verpflichtet, sich von außen beraten zu lassen und für entsprehende Transparenz zu sorgen. Das Unternehmen wird Dolan und dessen ebenfalls gefeuerten Chef-Berater nicht vermissen, denn zuviel ging in den letzten Jahren schief. Letzter Stein, über den Dolan schließlich fiel, war eine eigenartige Strategie, dem Bestseller Plavix billige Generika vom Halse zu halten: Statt vor Gericht für einen verlängerten Patentschutz einzutreten, verhandelte der CEO mit dem Konkurrenten Apotex und wollte diesem 40 Millionen Dollar zahlen, um eine billigere Version von Plavix bis 2011 vom Markt zu halten. In dieser Absprache ermitteln nun die Kartellbehörden.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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