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Alt 11-09-2006, 20:45   #535
Starlight
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Wie 9/11 die Börse verändert hat

Präsident Bush war an Ground Zero, Cantor Fitzgerald hält seine Gedenkfeier im Central Park. An der Wall Street und selbst im elektronischen Handel an der Nasdaq wurde für einige Minuten geschwiegen. Amerika, und auch die Finanzwelt, gedenkt den Opfern des 11. September. Der Tag hat vieles verändert – auch für die Börse.

Von den Kursstürzen nach den schrecklichen Anschlägen auf World Trade Center und Pentagon hat sich die Wall Street natürlich längst erholt. Fünf Jahre nach dem schicksalhaften Tag notieren die Indizes höher als damals. Doch lässt sich am Handelsverlauf ablesen, was der Markt im Zeitalter des Terrorismus gelernt hat, und was sich verändert hat.

Da wäre zu allererst das völlig veränderte globale Bewusstsein des Marktes. Die Terroranschläge waren ein lautes Signal an die Wall Street, dass Politik und Ereignisse im Nahen Osten, in China und Europa für die US-Börsen ausschlaggebend sein können. Bisweilen reagierten die großen Indizes recht volatil auf Ereignisse, die Anleger vor den Anschlägen kalt gelassen hätten – manchmal zu volatil, doch in fünf Jahren hat man an Erfahrung gewonnen und schätzt Nachrichten ernst, aber gelassen ein.

Das lässt sich am besten an den Tagesveränderungen ablesen, die wichtige Ereignisse in den vergangenen Jahren nach sich gezogen haben. Zur Erinnerung: Unmittelbar nach Wiedereröffnung der Börse fünf Tage nach dem 11. September brach der Dow-Jones-Index um 684 Punkte ein und sah den tiefsten Tagesverlust aller Zeiten.

Dicke Abschläge gab es auch, als ein halbes Jahr später Dick Cheney vor weiteren möglichen Anschlägen warnte. Doch von diesen Einbrüchen erholten sich die Indizes bereits einen Tage später.

Im September 2002 – ein Jahr nach den Anschlägen – reagierte der Markt schon recht gelassen, als das Heimatschutzministerium die Sicherheitsstufe erstmals auf das frisch eingeführte farb-kodierte „Orange“ anhob, schlossen die großen Indizes nach kurzen Einbrüchen sogar am selben Tag im Plus. Gleiches schaffte die Wall Street nach den Terror-Anschlägen auf die Londoner U-Bahn und auch vor einem Monat, als die britischen Behörden einen weiteren Terror-Plot auffliegen lassen hatten.

Man geht also gelassener um mit der Gefahr – wenn auch sehr bewusst. Das mag einerseits daran liegen, dass regelmäßige Angriffe auf weistliche Ziele in den Markt eingepreist sind. Oder daran, dass in fünf Jahren zwar viel passiert ist, aber eben nicht mehr auf amerikanischem Boden.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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