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Alt 13-08-2006, 16:59   #12
PC-Oldie-Udo
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13.08.06, 16:38 |
Bisher konnte keine Kontrolle am Flughafen Flüssigsprengstoffe nachweisen. Jetzt hat ein Chemiker einen Test entwickelt, der selbst kleinste Spuren einer explosiven Substanz ausfindig macht.

Terroristen können die Zutaten in jeder Apotheke kaufen: Tri-Aceton-Triperoxid (TATP) besteht nur aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff – und ähnelt in seiner chemischen Struktur der des einfachen Zuckers. Das Fatale daran: „Mit Hilfe von Anleitungen im Internet können selbst Kinder damit eine Bombe bauen, so simpel ist das“, sagt Ehud Keinan.

Der Professor für Chemie am Technion Institut von Haifa hat sich dem Kampf gegen Flüssigsprengstoffe verschrieben. Seit mehr als 18 Jahren arbeitet der Chemiker an Nachweisverfahren, verdächtige Flüssigkeiten identifizieren können. Anfang September ist es nun soweit: Ein Testverfahren des gefährlichen Sprengstoffes TATP, das er entwickelt hat, ist marktreif.

Ausgefeilte Technik in einem Stift

Klein und praktisch wie ein Kugelschreiber sieht der neue Detektor aus. Doch wie funktioniert er? „Wenn bei Kontrollen beispielsweise verdächtige Milch untersucht werden soll, entnimmt das Flughafenpersonal eine kleine Probe und gibt es in eine kleine Probenkammer“, erklärt der Chemiker. „Dann drückt er einen Hebel und der ‚Stift’ setzt kleine Mengen bestimmter Flüssigkeiten frei“. Diese starten eine chemische Reaktion. „Ist TATP in der Flüssigkeit, färbt sich diese blau-grün.“

Die Warteliste für diese Entwicklung, die rund 30 Dollar kosten soll, ist lang. Denn Ehud Keinans Gerät kann bereits Mengen im Mikro- und Nanogramm-Bereich aufspüren. Mehrere US-amerikanische, australische und europäische Firmen haben bereits Interesse angemeldet. „Denn es nicht die Frage, ob ein Terroranschlag mit TATP stattfindet, sondern nur wann“, meint Keinan. Auch bei den geplanten Terrorakten in London war vermutlich TATP im Spiel.

Kalte Explosion

Bei einer Explosion, bei der das reibungs- und druckempfindliche TATP auch als Zünder zum Einsatz kommen kann, verwandelt sich ein Molekül der festen Substanz in Sekundenschnelle in vier Gasmoleküle, in drei Moleküle Aceton und ein Molekül Ozon. Aus wenigen Gramm Sprengstoff werden so mehrere hundert Liter Gas. Dabei entsteht ein enormer Druck, der in der Lage ist, selbst größte Flugzeuge zum Absturz zu bringen.

„Bei Versuchen bei uns im Institut haben wir vier Gramm TATP in ein Glas gefüllt. Innerhalb von Sekunden zerfiel das Glas in feines, weißes Pulver“, schildert Keinan die enorme Sprengkraft. Das Erstaunliche daran: Bei der Explosion wird offensichtlich keine Energie in Form von Hitze frei wie bei konventionellen Sprengstoffen. Auch zu Herstellung ist keine Energie nötig. Diese kalte Explosion hat es in sich: „Beim Zünden von TATP wird eine Druckenergie frei, die 80-mal größer ist als die von TNT“, so der Forscher.

Sprengsstoff-Spuren in der Luft

Bislang kann sein Testgerät nur kleinste Mengen des Sprengstoffes in Flüssigkeiten nachweisen. Damit ist Keinan nicht zufrieden. Er arbeitet deshalb bereits an der nächsten Detektor-Generation. „Diese soll TATP auch in der Luft registrieren – und dies möglichst auch über größere Distanzen hinweg“, so der Chemiker. Er hofft, dass so „in Zukunft Flughäfen und andere öffentliche Gebäude vor Terrorakten besser geschützt werden können.“

Auch US-Firmen forschen

Gearbeitet wird an solchen Detektoren auch bei verschiedenen Unternehmen in den USA. Zwei Apparate wurden bereits von der US-Verkehrssicherheitsbehörde TSA getestet und könnten innerhalb kurzer Zeit einsatzbereit gemacht werden, erklärte ein Sprecher von „Rapiscan Systems“.

Allerdings ist bisher noch keines der Geräte in den USA und an Flughäfen im Ausland im Einsatz. Vor allem, weil die rund 250 000 Dollar teuren Vorrichtungen nur schwer in bestehende Sicherheitssysteme zu integrieren sind: Jeder Rucksack, jede Handtasche und jeder Geldbeutel müssten zur Analyse in ein spezielles Fach gelegt werden, und damit würde der Check-in zu einer ausgesprochen langwierigen Angelegenheit. Darüber hinaus geben diese Geräte bisher noch häufig falschen Alarm.




http://focus.msn.de/wissen/wissensch...nid_33592.html
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