Terror schadet den Flughafen-Boutiquen
Wie sich die jüngsten Terrormeldungen langfristig auf den internationalen Flugverkehr auswirken, wird an den Börsen zur Zeit heftig diskutiert. Kommt es zu rückläufigen Buchungen, weil Passagiere wieder Angst haben? Oder passiert nichts, weil die Behörden mit ihrer gelungenen Intervention für ein neues Sicherheitsgefühl gesorgt haben?
Interessant sind die kurzfristigen Folgen des Terroralarms. Denn „Sicherheitsstufe Rot“ machte sich an amerikanischen Airports nicht nur durch lange Schlangen am Check-In bemerkbar und durch alle möglichen neuen Vorschriften darüber, was Passagiere nun an Bord nehmen dürfen und was nicht. Vielmehr spürte eine ganze Branche direkte Auswirkungen binnen Minuten nachdem die neuen Vorschriften in Kraft getreten waren: die Einzelhändler an den Flughäfen.
Unter den Ladenbesitzern gab es Gewinner und Verlierer. Am schlechtesten freilich erging es den Getränkehändlern, da Fluggäste seit Donnerstag keine Flüssigkeiten – darunter fallen auch Wasser und Orangensaft – mehr an Bord nehmen dürfen. Komplett eingebrochen sind auch die Umsätze bei zahlreichen Kosmetik-Boutiquen, deren Lippenstifte, Mascara und Handcreme auch nicht mehr ins Handgepäck darf.
Auf dem Flughafen Dulles in Washington, D.C. mussten Läden im Sicherheitsbereich nach der Zollkontrolle sämtliche Produkte aus dem Regalen nehmen, die Passagieren Probleme gemacht hätten. „Wir wollen schließlich nicht, dass Leute etwas kaufen, was sie danach sofort wegwerfen müssen“, erklärt Rob Yinging von der Flughafenbehörde in der Hauptstadt, der die Räumung angeordnet hat.
Zu den wenigen Gewinnern unter den Getränkehändlern gehören ein paar Läden, die nicht nur an Kunden, sondern auch an die Airlines direkt liefern. Angesichts des Getränkeverbots für Passagiere mussten natürlich die Carrier ihr Angebot aufstocken.
Die Hauptgewinner indes kommen aus der Gepäckbranche. Sämtliche Flughafen-Boutiquen zwischen New Yorks JFK und San Francisco International, die auf Koffer und Taschen spezialisiert sind, stellten gewaltige Umsatzsprünge fest. Kunden kauften alles, ws sich einchecken ließ, um Handgepäck umzuschichten und im Cargo unterzubringen. So stark der Umsatzanstieg für die Kofferhändler allerdings war, so kurzlebig dürfte er sein. Denn spätestens seit Freitag dürften sich die neuen Regeln herumgesprochen haben. Fluggäste dürften entsprechend von vorneherein umpepackt haben.
Langfristig sehen Experten mehr Schaden als Nutzen für die Gepäck-Boutiquen. Für sämtliche anderen Flughafenhändler übrigens auch, vom CD-Laden bis zum Souvenirhändler. „Nach den jüngsten Terror-Warnungen ist der Flughafen kein angenehmes Umfeld zum Einkaufen mehr“, fürchtet Paul Rich vom New Yorker Einzelhandels-Berater Rothstein Kass. „Passagiere, die sich nicht wohl fühlen, werden kaum nach Büchern und Schals stöbern.“
Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
|