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Alt 03-08-2006, 20:59   #525
Starlight
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Kaffeekette mit Luxus-Problem

Solche Probleme sollte man haben: Starbucks leidet unter zu großer Nachfrage. Hinter dem schwächsten Umsatzwachstum seit vier Jahren steckt ein organisatorisches Problem, und entsprechend dürfte die Aktie nach dem 10-Prozent-Sturz im Donnerstagshandel in den nächsten Tagen wieder gut zulegen.

Denn Starbucks fehlt es nicht etwa an Kunden, auch ist der Kaffeekette nicht etwa die Expansionslust abhanden gekommen. Im Gegenteil: Man plant weiterhin, allein in diesem Jahr 2000 neue Filialen zu eröffnen, und damit ist Wachstum global vorprogrammiert. Was der Bilanz in den letzten Wochen geschadet hat, ist lediglich, dass Starbucks offensichtlich nicht schnell genug wächst.

So kommen vor allem in den heißen Sommermonaten zu viele Kunden auf eine Filiale, und dem Anturm auf Eiskaffee-Mixe wie den Bananen-Kokosnuss-Frappuccino und den Mandarinen-Frappuccino-Saft sind zuletzt weder die Angestellten noch die Maschinen nachgekommen. Jetzt sollen neue Mixer her „mit höheren Drehzahlen“, wie CEO Jim Donald ankündigt.

Dazu wären natürlich die Personalsorgen in den Griff zu bekommen, und das ist nicht ganz so leicht. Mehr Personal bringt ja auch höhere Kosten mit sich, und an weniger heißen Tagen bricht der Kundenansturm möglicherweise drastisch ein – das belastet die Margen.

Dennoch steht Starbucks vor einem Luxus-Problem. Zu hohe Nachfrage, zu lange Schlangen an der Kaffeetheke, davon träumt so manches Unternehmen. Was Anleger – vor allem nach den Kurseinbrüchen auf Einstiegsniveau – von Starbucks fernhalten könnte, wäre höchstes die eine Frage: Wie lange hält der Ansturm an. So lange die Sommer immer heißer werden ist zwar dauerhaft mit hoher Nachfrage nach Eiskaffee zu rechnen, doch ist die Kette aus Seattle ja nicht der einzige Anbieter auf dem Markt. Der teuerste aber schon, und das könnte angesichts eines schwächelnden Verbrauchers zu einem langfristigen Problem werden.

Wenn Kunden immer mehr für Benzin zahlen, wenn die Arbeitslosigkeit steigt und höhere Zinsen drücken, dann werden immer weniger Koffein-Junkies 4 bis 6 Dollar für einen kühlen Drink locker machen wollen. Zumal einen Steinwurf entfernt von jedem Starbucks ein „Dunkin´ Donut“ mit den gleichen Drinks zum halben Preis steht und daneben meist noch ein McDonald´s, wo man ebenfalls Eiskaffee anbietet.

Vor Schwäche beim Verbraucher habe man keine große Angst, meint CEO Donald, immerhin expandiere man dramatisch in Europa und Asien. Man unterstreicht den Optimismus mit Zahlen: An den Prognosen für 2007 – Umsatz plus 20 Prozent, Gewinn plus 25 Prozent – hält man offiziell fest.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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