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Alt 01-08-2006, 20:33   #523
Starlight
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Washington will Steuer-Schlupflöcher schließen

Dass die Reichen in Amerika immer wieder mit neuen Steuersenkungen durchkommen, war einst ein Ärgernis – mittlerweile lacht man das Problem beiseite. Der Komiker David Letterman streut „tax cuts for the rich“ regelmäßig in seine Top-Ten-Listen ein, egal ob es um „Wege aus der Klima-Katastrophe“ geht oder um Lösungen „wie Öl wieder billiger wird.“

So lacht das Volk, weil es nach sechs Jahren unter George W. Bush kapiert hat, dass Washington macht was es will und die Steuerpolitik eben korrupt und unter einem republikanische geführten Senat zumindest bis zu den Neuwahlen im November dennoch nicht anfechtbar ist.

Zumindest gibt es aber immer wieder ein paar einsame Streiter, die sich der Problematik ernsthaft annehmen, und dieser Tage sind sie wieder aktiv. Ein aus beiden Parteien besetzter Ermittlungsausschuss im Senat hat jetzt nach jahrelangen Untersuchungen einige Steueroasen aufgedeckt, die von zahlreichen Milliardären zum Schaden der Volkswirtschaft genutzt worden sind, deren Rechtmäßigkeit fraglich ist und die nun ein für allemal abgeschafft werden sollen.

Zwischen 40 und 70 Milliarden Dollar an Steuereinnahmen entgingen dem Staat zur Zeit pro Jahr, hat der Ausschuss ermittelt. „Wir haben Schein-Fonds und Briefkastenfirmen aufgedeckt“, berichtet der demokratische Senator Carl Levin aus Michigan, „hinter denen sich amerikanische Steuerzahler verstecken.“

Sein republikanischer Kollege Norm Coleman aus Minnesota pflichtet bei: „Geld im steuergünstigen Ausland zu verstecken, ist schlicht und einfach unfair, und wir werden das abstellen.“

Unter den ersten bekannten Steuersündern sind der Medienmogul Haim Saban, der Gesundheits-Erbe und Besitzer des Football-Teams „New York Jets“, Robert Wood Johnson, und die Multi-Milliardäre Sam und Charles Wyly, zwei Brüder aus Texas, die zu den größten finanziellen Unterstützern des Präsidenten gehören.

Sie alle müssen dieser Tage vor einem Senatsausschuss in Washington aussagen, unter anderem über ein Investmentmodell mit dem Akronym POINT (Personally Optimized Investment Transaction) der Quellos Group, einem Investmenthaus in Seattle.

Allein POINT soll mehr als 2 Milliarden Dollar an Investmentgewinnen versteckt und Uncle Sam damit um Steuereinnahmen von mindestens 300 Millionen Dollar betrogen haben. Großinvestor Saban arbeitet zur Zeit mit den Behörden an seinen Rück-, Zins- und Strafzahlungen, auf weitere Investoren werden ähnliche Verhandlungen zukommen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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