Halliburton verliert Irak-Auftrag
Seit drei Jahren unterstützt Halliburton die US-Truppen im Irak, genauso lange steht der Konzern unter Dauerbeschuss. Fest steht: Das Unternehmen kam bevorzugt an den Milliarden-Auftrag, vermutet wird, das dazu noch betrügerisch abgerechnet wird. Das Pentagon hat jetzt Konsequenzen gezogen und schreibt den Irak-Auftrag neu aus.
Dass Halliburton vorerst den Auftrag verliert, korrigiert ein drei Jahre altes Unrecht, das so ziemlich jeder nicht aktiv an der Regierung beteiligte Amerikaner schon einmal kritisiert hat. Im Zuge der Vorbereitungen zum Irak-Feldzug 2001 vergab das Pentagon nämlich den Vertrag zur Unterstützung der Tgruppen mit logistischer Hilfe, Zelten, Wäsche und Lebensmittel als „no-bid-contract“. Es fand also keine Ausschreibung statt, Halliburton wurde einfach direkt ausgewählt.
Für Aufträge dieser Größenordnung ist das beispiellos. Immerhin: Allein im vergangenen Geschäftsjahr zahlte das Pentagon 7 Milliarden Dollar an den Partner. Nachvollziehbare Gründe für die Vorzugsbehandlung von Halliburton gab es indes nicht. Weder war die Regierung zu zeitnahem Handeln gezwungen, immerhin wurden mehrere Verträge in den vergangenen Jahren regelmäßig verlängert. Noch ist Halliburton, wie oft behauptet, das einzige Unternehmen, das auf logistische Einsätze in Krisengebieten spezialisiert wäre.
Vielmehr war immer klar, dass Halliburton allein die guten Beziehungen ins Weiße Haus zugute gekommen waren. Das Unternehmen wurde bekanntlich in den späten Neunzigerjahren von Dick Cheney geleitet, dem jetzigen Vize-Präsidenten in der Bush-Regierung.
Dieses Vorgehen allein, einem befreundeten Konzern lukrative Verträge zuzuschustern, ist prinzipiell nicht zu entschuldigen. Halliburton tat allerdings in den letzten Jahren einiges dafür, sich noch mehr Unmut zuzuziehen. Mehrfach scheint der Konzern überhöhte Rechnungen eingereicht zu haben, die letztlich der Steuerzahler begleichen musste.
Beispiele aus den letzten Jahren haben sämtliche Kontrollorgane entsetzt: So berechnet Halliburton dem Staat unerhörte 45 Dollar für eine Palette Cola und bis zu 100 Dollar für einen Wäschesack. Lokale Hilfsarbeiter, die für einen Stundenlohn zwischen 7 und 16 Dollar als Reinigungs- oder Sicherheitskräfte arbeiten, werden den USA für 50 bis 120 Dollar in Rechnung gestellt. Hunderte Arbeiter haben nach unabhängigen Ermittlungen monatelang nichts getan, waren von Halliburton aber angehalten worden, reguläre Abrechnungen über 12 Arbeitsstunden pro Tag zu schreiben.
Doch nicht nur mit der Anhäufung kleiner Beträge scheint sich Halliburton die Margen beim Irak-Auftrag aufgebessert zu haben. Ehemalige Mitarbeiter des Konzerns haben ausgesagt, dass mehrfach 80 000 Dollar teure Lkw einfach stehen gelassen oder angezündet wurden, wenn sie einen platten Reifen hatten. Auf Kosten des Steuerzahlers ersetzte Halliburton alte Trucks durch neue und verbesserte so das Inventar.
Das Ausmaß der Betrügereien wird von Experten in Washington auf hunderte von Millionen Dollar geschätzt, von denen das Unternehmen indes – ohne Schuldeingeständnis – einen Teil zurückgezahlt hat.
Doch damit gaben sich die Ankläger der Pentagon-Halliburton-Achse nicht zufrieden. In dieser Woche beugte sich das Pentagon dem hohen öffentlichen Druck und entzog Halliburton sämtliche Irak-Verträge. Sie werden jetzt neu ausgeschrieben, wobei ohnehin mindestens drei Vertragsnehmer zum Zuge kommen sollen. Aus militärischer Sicht sei das sinnvoller, gesteht das Pentagon ein, da ja ein Konzern einmal ausfallen könnte.
Halliburton, beziehungsweise die Tochter KBR, darf bei der neuen Ausschreibung mitbieten.
Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc
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