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Alt 06-07-2006, 21:00   #15
Starlight
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Megatrend Ethanol

Von Michael Vaupel
Es gibt auf amerikanischen Straßen derzeit schon 4,5 Millionen „Schnapsautos“. Also PKWs, die nicht nur mit Benzin, sondern auch mit Ethanol fahren können. Und das sind keine Liebhaberwagen, die erheblich mehr kosten. In den USA stellen die großen Namen wie Chrysler, Dodge, Ford, Chevrolet und General Motors solche Schnapsautos serienmäßig her. Allerdings: Es gibt in den USA erst rund 600 Tankstellen, an denen diese Schnapsautos Ethanol tanken können. Und viele dieser Tankstellen sind noch nicht einmal für die Öffentlichkeit gedacht, sondern beispielsweise nur für Firmenfahrzeuge. Zum Vergleich: In Brasilien können Schnapsautos in 29.000 Tankstellen (von insgesamt 31.000 Tankstellen) versorgt werden.

Meiner Ansicht nach ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch der Rest der Welt mitbekommt, was in Brasilien bereits bekannt ist: Ethanol kann Benzin ersetzen, Ethanol kann aus nachwachsenden Rohwaren (Zucker, Mais) hergestellt werden, ist umweltfreundlicher, verringert die Abhängigkeit von den Erdöl exportierenden Staaten….

Bleiben wir mal bei den USA: Im Jahr 2004 konnte das dort aus Mais hergestellte Ethanol das US-Handelsbilanzdefizit um 5,1 Milliarden Dollar verringern. Denn durch dieses selbst produzierte Ethanol verringerte sich der Importbedarf an Öl um 143 Millionen Barrel. Genauer gesagt: Das US-Handelsbilanzdefizit hat sich nicht verringert, sondern ist gestiegen, weil die Amerikaner so viele chinesische Waren gekauft haben. Aber ohne die Ethanol-Produktion im eigenen Land wäre das Handelsbilanzdefizit noch 5,1 Milliarden Dollar größer geworden.

Es gibt unterschiedliche Berechnungen zur Energie-Effizienz von Ethanol. Mir liegt eine Berechnung vor, derzufolge die Ethanol-Produktion 67 Prozent mehr Energie erzeugt, als für die Herstellung an Einsatz notwendig ist. Aber selbst wenn die Energiebilanz neutral wäre, könnte es sich aus strategischen Gründen lohnen (Abhängigkeit vom Erdöl würde verringert, Umweltschäden verringern sich).

Zum Umweltaspekt (der wird meist gar nicht beachtet, ich finde das aber ein ebenfalls schlagendes Argument für Ethanol): 80 Prozent der Luftverschmutzung in den amerikanischen Städten ist dem Straßenverkehr zu „verdanken“. (Offizielle Zahlen vom amerikanischen „Department of Energy“). Mit Ethanol angetriebene Wagen stoßen erheblich weniger Kohlenwasserstoff und Benzol aus. Und während ÖL Hunderdtausende Jahre braucht, bis es entstanden ist….kann Ethanol in 13 Stunden hergestellt werden. Und das aus Rohwaren, die nachwachsen…wie eben Zucker und Mais.

Aus diesen Gründen rufe ich hiermit den „Megatrend Ethanol“ aus. Von dem läßt sich auf zwei Arten profitieren:
1. durch Zertifikate auf die „Inputs“ der Ethanol-Produktion, und
2. durch Aktien von Ethanol-Produzenten

Ja, ich weiß, Punkt zwei widerspricht meiner These „Märkte statt Einzeltitel“. Hat aber den Hintergrund, daß es – noch – keine Ethanol-Zertifikate gibt. Solange das nicht der Fall ist, muß ich den Umweg über Aktien von Ethanol-Produzenten gehen.


Michael Vaupel ist Autor des kostenlosen Newsletters "Trader's Daily".
Quelle: Instock
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