Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 19-06-2006, 20:32   #500
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 33.345
Vorsicht vor Ethanol-Aktien

Die Sonne ging auf – und schnell wieder unter. Nach nicht einmal einer Woche an der Börse machen sich Anleger Gedanken um den Ethanol-Erzeuger VeraSun, der sein IPO mit einer dicken Rallye feiert und dann unter den Ausgabekurs rutschte. Letzteres geschah zurecht, warnen Analysten. Der Sektor sei nicht so sicher wie manche denken.

Das haben die ersten Einsteiger nun schon bemerkt. Erst Mitte vergangener Woche startete VeraSun einen Dollar über der eigentlich angestrebten Emmissionsspanne bei 23 Dollar in den Handel. Binnen weniger Stunden schoss das Papier auf mehr als 30 Dollar. Dann wurde es manchem mulmig, und zu Beginn der neuen Woche kostet die Aktie nur noch zwischen 25 und 26 Dollar.

Das wiederum ist kein gutes Omen für Hawkeye Holdings und Aventine Renewable Energy, zwei weitere Ethanol-Riesen, die in den nächsten Tagen erstmals Aktien ausgeben wollen. Denselben Hype, der VeraSun so steil hat steigen lassen, werden sie wohl kaum genießen können.

Das wiederum sollte auch nicht sein, mahnen Analysten, im Gegenteil: Vor allem Privatanleger sollten sich nicht allzusehr in den Ethanol-Sog ziehen lassen; die Branche habe nicht die rosigen Zukunftsaussichten, die mancher sich vorstellt.

Der aktuelle Boom nämlich, der Ethanol in alle Munde gebracht hat, sei kein dauerhafter Faktor. Das stimmt. Denn dass einige Staaten den möglicherweise krebserregenden Kraftstoffzusatz MTBE verboten haben, hat zu einer drastisch höheren Nachfrage nach Ethanol geführt, die mit der bestehenden Infrastruktur kaum zu decken gewesen ist. Dies wiederum hat die Ethanolpreise in die Höhe getrieben, die Gallone kostet zwischenzeitlich 4,25 Dollar statt der noch zu Jahresbeginn üblichen 1,85 Dollar.

So sind die Gewinnmargen für VeraSun und andere Ethanol-Vertreiber hoch. „In einem solchen Umfeld macht es für ein Unternehmen durchaus Sinn, an die Börse zu gehen“, meintMichael Judd, Ethanol-Experte von Greenwich Consultants. „Was es dem Anleger bringen soll, ist schwer zu sagen.“

Denn offensichtlich werden die Margen am Ethanol-Markt wieder einbrechen, sobald die Infrastrukur verbessert ist und die Nachfrage nach dem Treibstoffzusatz normal gedeckt werden kann. Neue Ethanol-Raffierien sind in Planung, durch deren Inbetriebnahme das Angebot explosiv steigen wird. Zur Zeit werden in den USA etwa 4,6 Milliarden Gallonen des Mais-Produkts verarbeitet. Ab nächstem Jahr könnten es 2 Milliarden Dollar mehr sein, wenn alle begonnen Werke planmäßig fertig werden.

Erst dann wird sich zeigen, mit welchen Margen die Ethanol-Branche langfristig planen kann. Erst dann lässt sich über eine langfrsitige Anlage nachdenken, wobei sicherlich viel für die Branche spricht. Immerhin setzen sich auch in den USA Umwetschutzgedanken durch, dass Ethanol sauberer verbrennt als MTBE, dürfte dem Zusatz eine Zukunft sichern. Anleger sollten daran nicht zweifeln, sie müssen sich nur über die faire Bewertung der Papiere im Klaren sein.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten