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Alt 16-06-2006, 21:26   #499
Starlight
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Bill Gates geht… und Ballmer?

Der reichste Mann der Welt hat es satt, weiterhin von früh bis spät im Büro zu sitzen. Bill Gates will sich über die nächsten zwei Jahre langsam aus dem Alltag bei Microsoft ausklinken, er wird sich künftig verstärkt seiner Stiftung widmen. Die Wall Street ist nicht geschockt. Im Gegenteil: Man wartet auf eine weitere Personalie.

„Bill Gates ist unersetzlich“, meinen die Analysten von Pacific American Securities, „ganz im Gegensatz zu vielen anderen CEOs.“ Er habe stets das geschickteste Händchen gehabt, wenn es um die Verbindung von Hightech und geschäftlicher Strategie ging. „Würde Microsoft ihn komplett verlieren, wäre das nicht gut.“ Doch darum müssen sich Anleger wohl nicht sorgen. Zwar notiert Microsoft im Freitagshandel etwas schwächer, doch nimmt der Markt erleichtert zur Kenntnis, dass der Gründer des Software-Giganten seine Tätigkeit einerseits über zwei Jahre hinweg ausklingen lassen und andererseits den Aufsichtsrat weiterhin führen will.

Zudem, das übersehen Insider nicht, hat auch unter Gates zuletzt nicht alles so reibungslos funktioniert, wie die Börse sich das gewünscht hätte. Dass das lange angekündigte Betriebssystem Vista noch immer nicht auf dem Markt und mittlerweile sogar auf 2007 verschoben ist, muss zumindest teilweise dem obersten Software-Strategen zugeschrieben werden.

Auch dass Gates als wichtigster Stratege und Architekt seines Unternehmens die Internet-basierten Programm komplett überging, die jetzt Google und Yahoo massiv wachsen lassen, ist unumstritten.

Mit schuld an allem ist aber auch CEO Steve Ballmer, der sich trotz allem am Donnerstagabend über uneingeschränktes Lob von Bill Gates freuen konnte. „Steve hat in seiner Zeit als CEO viel erreicht und war nach allen Maßstaben erfolgreich“, so Gates – dem nun nicht jeder zustimmt. Allein ein Blick auf die Aktie stimmt nachdenklich. Als Steve Ballmer im Jahr 2000 das Ruder übernahm, notierte MSFT nahe einem Allzeithoch von 60 Dollar, heute ist das Papier noch etwas mehr als ein Drittel wert.

Das liegt einerseits an finanziellen Abenteuern und hohen Kosten, andererseits an einem verunglückten Ausflug in Unternehmenssoftware, mit dem Ballmer dem Konkurrenten Oracle Marktanteile wegnehmen wollte – was nicht klappte.

Microsoft-Kenner rechnen damit, dass Ballmer schon bald seinem Freund Gates in den Ruhestand folgen wird. Drei potenzielle Nachfolger stehen in den Startlöchern, darunter Robbie Bach, der Chef-Entwickler der Xbox, der bisherige Windows- und MSN-Chef Kevin Johnson und Kevin Turner, den man jüngst bei Wal-Mart abgeworben hat.

Ballmer und Gates zu verlieren, sei wiederum nicht ganz einfach für Microsoft, meinen Analysten, doch bräuchte das Unternehmen einen klaren Strich vielleicht viel mehr als Kontinuität mit einem zuletzt erfolglosen Team. Ein neuer CEO könnte die Motivation der Microsoftler heben und das Unternehmen aus der Krise führen.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc
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