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Alt 15-06-2006, 20:44   #497
Starlight
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Sorge um die Hightechs

Den zweiten Tag in Folge legen die US-Indizes am Donnerstag zu, und dazu scheint auch noch die Sonne. Da würde sich mancher gerne dem totalen Optimismus hingeben, doch das fällt schwer. Eine genaue Marktanalyse belegt, dass es sich bei den jüngsten Kursgewinnen nur um eine technische Erholung handeln kann.

Denn die fundamentalen Probleme bleiben dem Markt erhalten. Die Angst vor schwächerem Wirtschaftswachstum, Inflation und steigenden Zinsen hat Anleger nachhaltig verschreckt. Und da sie mit ihrer Prognose wohl richtig liegen, kündigen sich weitere Verluste an den US-Märkten an. Eine Zinsanhebung auf 5,25 Prozent im Juni-Meeting der Notenbank steht für die Wall Street so gut wie fest, die Chancen auf eine weitere Anhebung auf 5,5 Prozent im August steht laut den Fed-Futures bei 75 Prozent.

Und trotz aller gesamtkonjunkturellen Schwäche gibt es doch einen Sektor, um den sich Anleger zur Zeit besonders Sorgen machen: die Hightechs. Die Nasdaq ist in den letzten Wochen deutlich steiler gefallen als die übrigen Indizes, zwölf Prozent sind dem Index allein im vergangenen Monat abhanden gekommen, womit eine Korrektur definiert ist.

Ein Ende des Abwärtstrend ist für viele Analysten nicht in Sicht, obwohl die zweite Jahreshälfte für die Branche traditionell besser verläuft als die erste. Das liegt nicht zuletzt am Beginn des neuen Schuljahres und dem Weihnachtsfest. Letzteres liegt zwar noch in weiter Ferne, ist in die Umsatzpläne der Elektronik-Einzelhändler aber ebenso eingerechnet wie in die Prognosen der PC-Hersteller, der Chip-Branche und sämtlicher Zulieferer.

Allein, viele von diesen Unternehmen könnten in den nächsten Monaten eine Enttäuschung erleben. Das Wachstum im PC-Sektor, der zusammen mit seinen direkten Zulieferern immerhin 40 Prozent des Hightech-Marktes ausmacht, ist zuletzt dramatisch abgeflacht. Im ersten Quartal des laufenden Jahres lag das Wachstum nur bei 5,3 statt bei erwarteten 6,7 Prozent, noch dramatischer sieht es bei den Laptops aus.

Das hängt mit schwachen IT-Ausgaben der Unternehmen einerseits zusammen, die für eine Phase schwachen Wachstums typisch ist. Andererseits schieben die Analysten einen Teil der Schuld auch Microsoft zu. Der Softwareriese hat den Start seines Vista-Betriebssystems nun mehrfach verschoben, und vor 2007 ist mit dem Programm nicht zu rechnen. Damit dürfte mancher private Kunde wie auch manches Unternehmen die Umstellung auf neue Rechner noch einmal aufschieben.

Wie weit, das ist offen. Entsprechend machen Branchenexperten ihren Kunden zunächst einmal keine Hoffnung. Jeder Rallye sollte als eine gottgesandte Verkaufschance betrachtet werden, meint RBC Capital, wo man von der ganzen Intel/PC-Schiene rigoros abrät.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc
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