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Alt 07-06-2006, 21:01   #492
Starlight
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Greenspan is back!

Seit Tagen steht Ben Bernanke unter Beschuss. Seine jüngsten Kommentare über eine abkühlende Konjunktur, Inflation und höhere Zinsen würden die Märkte belasten, heißt es. Nur zögerlich geben einige Experten zu, dass die Wall Street unter der Botschaft leidet – und nicht unter dem Boten.

Am Mittwochmorgen waren es zunächst die Experten bei Bear Stearns, die einem jüngst angeschlagenen Ben Bernanke zu Hilfe eilten. Der Handelstrend habe schon nach unten gezeigt, bevor Bernankes Kommentare bekannt waren, so die Experten. Der Markt reagiere weniger auf die Worte des Fed-Chefs als direkt auf die Konjunkturdaten, auf die sich Bernanke seinerseits bezogen habe.

Ähnlich scheint das auch einer zu sehen, von dem die Wall Street seit seinem offiziellen Abschied von der Fed nichts mehr gehört hat. Bernankes Vorgänger Alan Greenspan sagte am Mittwoch als geladener Experte vor einem Senatsausschuss aus und verteidigte seinen Nachfolger zwar nicht direkt, gab die Schuld an den jüngsten Kursverlusten aber den hohen Energiepreisen und deren Auswirkungen auf den Verbraucher.

Jüngste Daten zeigten, so Greenspan, dass die hohen Ölpreise „nun doch einen gewissen Eindruck auf Amerika hinterlassen“ könnten. Das könnte umso schwerwiegender sein, als die hohen Preise dauerhaft zu sein drohten. Das wiederum liege an zu geringen Investitionen der Öl fördernden Staaten ebenso wie an der steigenden Nachfrage. Der könne man wiederum mit Ethanol aus Mais nur in geringem Maße entgegenwirken, da das Getreide nicht in ausreichender Menge verfügbar sei.

Mit Blick auf die direkten Auswirkungen der steigenden Preise auf die US-Konjunktur gab Greenspan nur wenige Details bekannt. Unternehmen hätten, so der ehemalige Notenbanker, bislang über steigende Produktivität die hohen Preise ausgleichen können. Der Verbraucher hingegen kämpfe mit den hohen Kosten an der Zapfsäule, wo man sich an Preise von mehr als 3 Dollar pro Gallone Sprit gewöhnen müsse.

Da wiederum der Verbraucher für gut drei Viertel des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts zuständig ist, ist die eigentliche Aussage Greenspans klar: Die Konjunktur muss schwächeln, und das allein dürfte der Grund für die sinkenden Kurse an der Wall Street sein. Bernanke wird seinem Vorgänger danken. Zumindest für einen Tag ist er aus der Schusslinie – zumindest bis zus seinem nächsten Auftritt.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc
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