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Alt 06-06-2006, 19:24   #491
Starlight
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Langsamer Fortschritt bei GM

Einige optimistische Analysten haben die Aktie von General Motors in den letzten zwei Monaten um 35 Prozent steigen lassen. Allein, auch der optimistischste Analyst kann ein lädiertes Unternehmen nicht heilen. Das muss das Management tun. Das bemüht sich auch redlich, sieht aber noch manche Schwierigkeiten in der nahen Zukunft.

Entsprechend mau war die Stimmung am Dienstagmorgen beim Aktionärstreffen von GM in Wilmington im steuerbegünstigten US-Bundesstaat Delaware. CEO Rick Wagoner selbst hatte es sich zur Aufgabe gemacht, seinen Investoren den Weg des Unternehmens aus der schwersten Krise in der Geschichte aufzuzeigen. Die gute Nachricht vorweg: Wagoner und sein Team unterschätzen die Gefahren für GM nicht. Im Gegenteil. „Es geht nicht darum, GM zu reparieren“, so der Chef, „sondern GM für die Zukunft völlig neu gestalten.“

Nicht dass man nicht schon einen großen Schritt weit gekommen wäre. Seit dem letzten Aktionärstreffen vor einem Jahr, in dem das Management 25 000 Entlassungen bis 2008 und Kostensenkungen von jährlich 2,5 Milliarden Dollar angekündigt hatte, ist einiges geschehen. Immerhin haben 30 000 Arbeiter die Aufhebungsverträge des Autobauers angenommen und den geplanten Stellenabbau einfacher gestaltet als Anleger hätten erwarten können.

Auch an der Cash-Front lief es gut. Durch den Verkauf eines 51-prozentigen Anteils an der Finanzierungstochter GMAC hat Wagoner den Barbestand bei GM um 14 Milliarden Dollar aufgestockt. Weitere 3 Milliarden Dollar brachte der Verkauf von Anteilen an Fuji und Suzuki.

Solche Erfolgsmeldungen waren es ja auch, die das GM-Papier zuletzt so steil klettern ließen. Doch dass allzu großer Optimismus nicht gerechtfertigt ist, war zuletzt einfach nicht zu übersehen. Im Mai sind die Marktanteile von General Motors erneut eingebrochen, aktuell notieren sie auf mageren 22,7 Prozent. Die japanischen Konkurrenten, allen voran Toyota und Honda, haben zuletzt ihre Umsätze im zweistelligen Prozentbereich zulegen sehen.

Zudem hängt drohend die Delphi-Wolke über General Motors. Das ehemalige Tochter-Unternehmen, das heute der wichtigste Zulieferer von GM ist, steckt seit Monaten im Gläubigerschutz. Das Management versucht, durch Lohnkürzungen Kosten zu sparen und hat sich bis dato nicht mit der Gewerkschaft geeinigt. Es droht ein Streik, der GM – das gibt Rick Wagoner zu – in einen teuren Produktionsausfall treiben könnte und schlimmstenfalls in den Konkurs.

Die Delphi-Problematik kann General Motors nicht direkt lösen, ein Stück weit liegt damit das Schicksal der Industrielegende in den Händen eines fremden Managements. Entsprechend haben es GM-Aktionäre schwer, dem Optimismus von Wagoner & Co. zu vertrauen. So fällt die GM-Aktie trotz offener Worte in Delaware am Dienstag um 1,2 Prozent.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc
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