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Alt 20-05-2006, 12:13   #1
simplify
letzter welterklärer
 
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IPO schmack biogas

Nach EOP Biodiesel und Biopetrol Industries im vergangenen September bzw. November möchte mit Schmack Biogas nun das dritte Unternehmen aus dem Segment der nachwachsenden Rohstoffe die Gunst der Stunde zu nutzen.

Abgaben und Kapitalerhöhung
Unter Führung der HypoVereinsbank will der bedeutendste deutsche Anbieter bei der Projektierung, der Errichtung und dem Betrieb von Biogasanlagen bis zu 2,3 Mio. Aktien bei interessierten Anlegern plazieren. Erster Handelstag im Amtlichen Markt (Prime Standard) soll der 24. Mai und damit der Tag nach der voraussichtlichen Beendigung der Zeichnungsfrist sein. Lediglich die Hälfte der angebotenen Aktien stammt aus einer Kapitalerhöhung, was für ein Wachstumsunternehmen eher ungewöhnlich ist. Im Rahmen des IPOs trennen sich die beteiligten Finanzinvestoren, zu denen unter anderem die SAM Group, die S-REFIT AG und die Umweltbank gehören, von jeweils einem Drittel ihrer Anteile. Die Unternehmensvorstände und deren Familien reduzieren ihre Beteiligung bei vollständiger Ausübung des Greenshoes von zuvor knapp über 50 % auf etwas unter 30 %. Nach der Plazierung soll der Free Float bis zu 46,6 % betragen.

Komplettanbieter mit mikrobiologischer Prozeßkompetenz
Geburtsort der 1995 gegründeten Schmack Biogas AG war der elterliche Hof, auf dem Vorstand Ulrich Schmack im Alter von 20 Jahren seine erste Anlage in Betrieb nahm. Inzwischen wurden rund 145 Anlagen errichtet. Zu den wichtigsten Abnehmern zählen Landwirte. Für diese Kundengruppe plant und errichtet das Schwandorfer Unternehmen die Biogasanlagen und fährt sie anschließend an. Während dieses Vorgangs, der ca. zwei bis drei Monate dauert, wird die Bakterienflora aufgebaut sowie der gesamte biologische Prozeß angestoßen, kontrolliert und überwacht, bis ein optimaler Ablauf erreicht ist. Aber auch danach muß der mikrobiologische Prozeß regelmäßig überwacht und angepaßt werden, was unter Einsatz des unternehmenseigenen Biotechnologielabors geschieht. Der eigentliche Betrieb der Anlagen erfolgt bei dieser Kundengruppe dagegen meist weitgehend in der Eigenregie der Landwirte.

Weiterer Ausbau der Wertschöpfungskette geplant
Für Energieerzeuger und Kapitalanleger werden in der Regel auch die Koordination des Stoffeinkaufs und das Management der Erntelogistik einschließlich der Gärresteverwertung übernommen. Als weiterer Geschäftsbereich ist mittelfristig der Betrieb eigener Biogasanlagen und damit verbunden die direkte Vermarktung von Biogas und Strom vorgesehen. Neben dem deutschen Markt, der aktuell für rund 90 % des Weltmarktes steht, sind für das Management insbesondere Italien und die Niederlande von besonderem Interesse, da in diesen Ländern ebenfalls verhältnismäßig hohe Einspeisevergütungen für aus Biogas erzeugtem Strom gezahlt werden. Beide Märkte sollen über Beteiligungen an heimischen Gesellschaften erschlossen werden.

Ambitionierte Wachstumserwartungen
Bei einem Umsatz von 34,1 Mio. Euro (Vj.: 16,4 Mio. Euro) erwirtschaftete Schmack Biogas 2005 ein EBIT von 2,8 Mio. Euro (Vj.: -0,5 Mio. Euro). Auch der Jahresüberschuß drehte deutlich ins Plus. Für das laufende und das kommende Geschäftsjahr prognostizieren die Analysten der HVB jeweils erneut eine Verdoppelung der Umsätze. Gleichzeitig soll sich der Jahresüberschuß auf 3,3 Mio. Euro bzw. 8,4 Mio. Euro (2007) erhöhen. Im ersten Quartal 2006 fiel mit -1,3 Mio. Euro (Vj.: -0,8 Mio. Euro) zunächst aber wieder ein operativer Verlust an. Der unter anderem für Finanzen zuständige Vorstand Herbert Abel begründet dies mit dem witterungsbedingt stark saisonal geprägten Geschäft des Unternehmens. So würden in den ersten beiden Quartalen regelmäßig nur 10 bzw. 20 % der Gesamtleistung erzielt, während das Hauptgeschäft in der zweiten Jahreshälfte stattfände.

Bewertung
Für die Peer Group, bestehend aus deutschen Solar- und Windenergieunternehmen sowie EOP Biodiesel, ergibt sich auf Basis der Konsensschätzungen für 2006 ein mittleres KGV von 47,9 und für 2007 von 25,6. Unter Zugrundelegung der Prognosen der HVB läßt sich daraus ein fairer Wert (Mittelwert aus 2006 und 2007) von ca. 38 Euro pro Aktie ableiten. Auf Basis des EV/EBIT-Multiples kommen die Analysten dagegen zu einem leicht höheren Unternehmenswert von 200 Mio. Euro bzw. 40,50 Euro pro Aktie. Wird bei der Auswertung der Peer Group statt auf Durchschnittswerte jeweils auf den Median abgestellt, fallen die Ergebnisse etwas niedriger aus.

Fazit:
Nach diversen Solarwerten können Anleger mit ausgeprägtem Hang zu erneuerbaren Energien ihr „Umweltportfolio“ durch den Börsengang der Schmack Biogas AG nun weiter diversifizieren. Positiv auswirken sollte sich dies insbesondere dann, wenn sich der Energiepreisanstieg weiter fortsetzt und die Produktion von Biogas auch losgelöst von der Subventionierung durch das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) seine Wirtschaftlichkeit erreicht. Aber nicht nur für diesen Fall scheint der Komplettanbieter mit ausgeprägter mikrobiologischer Prozeßkompetenz gut positioniert zu sein. Entsprechend ambitioniert fallen auch die oben abgebildeten Zukunftsprognosen aus. Kritisch stimmt die hohe Abgabe der Altaktionäre. Auch wenn die Peer Group-Unternehmen in den vergangenen Tagen deutliche Verluste hinnehmen mußten – womit insbesondere der Peer Group-Vergleich der HVB einen zu hohen Wert abbilden dürfte (so ist Biopetrol Industries auf Basis einer neuen Researchstudie sowie des heutigen Börsenkurses mit einem 2007er KGV von 21 bewertet) –, stehen die Chancen auf Zeichnungsgewinne relativ gut. Dennoch erscheint eine Zeichnung lediglich für spekulativ orientierte Anleger ratsam.

Dr. Martin Ahlers, Christian Schiffmacher

quelle goingpublic
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