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Alt 17-05-2006, 20:39   #482
Starlight
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Appetit auf Whopper und Aktien

Fastfood ist Geschmacksache. Der eine bevorzugt die Fritten bei McDonald´s, die Burger bei Burger King, den Salat bei Wendy´s – die Auswahl ist grenzenlos. Außer an der Börse. Da spielte mit Burger King eine der größten Restaurantketten der Welt bislang gar nicht mit. Das ändert sich morgen mit einem viel beachteten IPO.

Am Donnerstagmorgen werden erstmals Burger-King-Aktien auf dem Parkett der NYSE gehandelt. Das Management hinter dem Deal, ein Konsortium aus Goldman Sachs Fund, Baim Capital und der Texas Pacific Group, baut darauf, dass Anleger die Aktien genau so gierig verschlingen werden wie die Whopper in den 11 141 Restaurants, die man in 67 Ländern weltweit betreibt.

Unmittelbar vor dem IPO scheint der Optimismus begründet: Erst in der vergangenen Woche hat man den Ausgabepreis der Aktie noch einmal angehoben. 28,75 Millionen Papiere sollen jetzt für 17 Dollar angeboten werden, die Marktkapitalisierung läge danach bei 500 Millionen Dollar.

Damit würde Burger King das größte IPO der Branche gelingen. Diesen Ehrentitel hatte sich bisher Pizzakette Domino´s zuschreiben können, die 2004 mit einer Marktkapitalisierung von 391 Millionen Dollar an den Start gegangen war. Wirklich erstaunlich ist das nicht, immerhin ist Burger King die Nummer Zwei der Branche und wird im Umsatz nur vom Fastfood-Primus McDonald´s übertroffen – dafür umso deutlicher: McDonald´s hat einen Marktanteil von 45,5 Prozent, Burger King kommt auf 13,9 Prozent.

Angesichts dieser Marktposition rechnen einige Analysten damit, dass das Fastfood-Papier am ersten Handelstag gleich dick zulegen könnte. Denn neben Whoppern und Milshakes gibt es noch einiges, was Appetit macht: So wiesen die Jahresumsätze von Burger King 2003 noch einen Einbruch von 7 Prozent auf, 2004 hielt man sich mit einem Minus von 0,5 Prozent flach und 2005 ging es um 6,6 Prozent aufwärts.

Dazu kommt die jüngste Erfahrung mit anderen Restaurant-IPOs: Der McDonald´s-Ableger Chipotle Mexican Grill hat sich seit seinem Börsengang vor drei Monaten etwa verdreifacht; allein am ersten Handelstag legte das Papier um 100 Prozent zu und gilt seither als bestes IPO aller Zeiten. Die Donut-Kette Tim Horton, seit zwei Monaten börsennotiert, notiert mit einem Plus von 24 Prozent.

Und nicht nur neueste Erfahrungen spielen Aktionären in die Hände, auch die Tradition des Unternehmens wird an der Börse geschätzt. Immerhin ist Burger King schon seit mehr als 50 Jahren im Geschäft, sammelte nach den Gründerjahren Management-Erfahrungen bei Pillsbury und später beim Getränkeriesen Diageo. Über die Jahre sei Burger King zu einer „fantastischen Marke mit Größe und Kraft“ geworden, meint der Restaurant-Analyst Allan Hickock.

Sein Kollege Tom Taulli, ein auf IPOs spezialisierter Analyst, ist etwas skeptischer. Zwar sei die Performance von Burger King im Sektor stark, räumt er ein, doch seien die Wachstumsraten branchenweit nicht überzeugend. Andere Expertem räumen ein, dass durch das IPO kaum Geld für Investitionen im Unternehmen aufgebracht werde. Das meiste geht weg um Insider zu bezahlen, was manchem Anleger das Vertrauen in einen Boom für den Börsenneuling nehmen könnte.

Es gibt also einiges abzuwägen bei dem Fastfood-IPO, das übrigens von JP Morgan, Citigroup, Morgan Stanley und Goldman Sachs unterschrieben wird. Wer sich bis Donnerstag nicht entscheiden kann, dem stehen in den nächsten Tagen noch die Börsengänge zweier weiterer Top-Marken zu: Am Mittwoch nächster Woche wird der Telekom-Anbieter Vonage auf das Pakett gehen, einen Tag später versucht MasterCard mit einer ersten Emmission mehr als 4,7 Milliarden Dollar aufzubringen.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.
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