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Alt 16-05-2006, 20:22   #480
Starlight
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Börsen-Rendezvous in New York

Der Wettlauf der amerikanischen Börsen um den europäischen Markt geht weiter. Zum Wochenbeginn sollen sich Vertreter der NYSE Group und der Euronext in New York getroffen und über eine Partnerschaft verhandelt haben. Das Wall Street Journal beruft sich auf Insider, die von großem Interesse auf beiden Seiten berichten.

Während es am Dienstagmorgen, wenige Stunden nach einem Treffen von NYSE-Chef John Thain und seinem europäischen Amtskollegen Jean-Francois Theodore, keine offiziellen Stellungnahmen gibt, deutet vieles darauf hin, dass bereits über die Details eines eventuellen Mergers verhandelt werden könnte: So wollen Insider erfahren haben, dass die beiden Unternehmen eine neue Firma gründen wollen. Bisherige Anleger könnten über Aktientausch ebenso abgefunden werden wie mit Bargeld oder eine Kombination aus beidem.

Im Zuge der jüngsten Expansionsbemühungen der beiden großen New Yorker Aktienmärkte liegt ein Zusammenschluss von NYSE Group und Euronext nahe. Sowohl das Traditionshaus an der Wall Street, das erst vor zwei Monaten in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde und nun merger-fähig ist, als auch die Hightech-lastige Nasdaq haben seit geraumer Zeit europäische Partner im Auge.

Ein Übernahmeangebot der Nasdaq an die London Stock Exchange wurde zwar jüngst abgewiesen, seither hat die Börse mit Sitz am New Yorker Times Square allerdings 24 Prozent der Anteile an der LSE übernommen und dürfte genug Gewicht haben, einen LSE-Deal mit anderen Partnern zu stoppen – oder zumindest unattraktiv zu machen.

Für die NYSE Group wäre die Euronext der reizvollste Partner in Europa. Immerhin wäre man nicht nur von Anfang an in vier wirtschaftlich bedeutenden Ländern vertreten, sondern hätte auch Zugang zu den neuen Partnerschaften, die der Vier-Länder-Bund in jüngster Zeit angestrebt hat, darunter nicht zuletzt die Deutsche Börse in Frankfurt.

Für Euronext unterdessen könnte die NYSE Group der interessantere Partner sein und in den Expansion-Überlegungen die Frankfurter abhängen. Immerhin hat man innereuropäisch manche Hürde vor sich: Wettbewerbsrechtlich ist ein Deal mit Frankfurt wegen der massiven Präsenz beider Börsen im Derivate-Markt alles andere als sicher. Zudem fürchtet man die Standortfrage für die wichtigste europäische Börse, deren Haupsitz entweder in Paris oder in Frankfurt wäre.

Eine Partnerschaft zwischen Euronext und NYSE ließe sich schließen, ohne über derlei Fragen nachzudenken. Offizielle Meldungen zu einem transatlantischen Merger dürften allerdings auf sich warten lassen, bisher waren sämtliche Treffen geheim.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc
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