Pferde, Hüte, Aktionäre
Ja, wo laufen sie denn? – An diesem Wochenende weiß das in Amerika jeder. Das ganze Land fiebert dem Kentucky Derby entgegen, dem prestigeträchtigen Pferderennen und Auftakt zur Triple-Crown-Serie. Das Rennen auf „Churchill Downs“ wird in diesem Jahr von Yum! Brands präsentiert, was auch die Wall Street interessiert.
Auf den ersten Blick ist kaum ersichtlich, warum ausgerechnet Yum! Brands die Präsentation des Rennens übernommen hat. Es ist überhaupt das erste Mal in der Geschichte, dass ein Unternehmen im Namen des High-Society-Events auftaucht. Und wer eher Edelmarken wie Bentley oder Tiffany erwartet hättet, wird sich fragen: Warum ausgerechnet eine Fastfood-Holding?
Dass zu Yum! Brands neben Pizza Hut und Taco Bell auch Kentucky Fried Chicken gehört, wird die Veranstalter kaum überzeugt haben, wenngleich beide Parnter als prominenteste Botschafter ihres Staates gelten. Die Zuschauer vor Ort wiederum wird es eher zum traditionellen Mint Julep ziehen als zu Pizza und frittiertem Hühnchen. Auf der Rennbahn vergnügt sich schließlich die Oberschicht.
Doch genau deshalb präsentiert sich der Konzern auch nicht unter einem der Restaurant-Namen, sondern mit der offiziellen Firma. Man will gar kein Produkt bewerben, sondern die Aktie. Von 272 Millionen ausstehenden Papieren seien nur 20 Prozent in der Hand von Privatinvestoren, meint Yum!-Sprecher Jonathan Blum. Das ist deutlich weniger als bei anderen Unternehmen der Branche.
Die Strategen bei Yum! Brands wissen angesichts ihrer Klientel, dass sie nicht allzu plakativ auftreten dürfen, sondern ihrerseits Klasse zeigen müssen. Man habe die Logos von Konzern und Marken TV-gerecht auf manchen Banden platziert sowie auf den Trikots der Pony-Reiter, die die Rennpferde und deren Jockeys zur Startbox begleiten. Die traditonellen Shirts der Jockeys selbst bleiben unberührt.
Das ist auch im Interesse der Veranstalter. Die müssen den Eindruck vermeiden, dass eine der nobelsten Veranstaltungen des Landes ihre Seele verkauft habe.
Mehr Werbung soll der gemeine Zuschauer ertragen, der das Rennen nicht als VIP, sondern als Fernsehzuschauer verfolgt. 16 Millionen Amerikaner erreicte NBC im vergangenen Jahr, unter solchen Massen hofft das Management von Yum! Brands auf den ein oder anderen interessierten Aktionär.
Anderherum interessieren sich wiederum zahlreiche Anleger für das Kentucky Derby, und zwar nicht nur wegen des Engagements des neuen Partners. Auch andere Aktien dürften sich im Zusammenhang mit dem Rennen bewegen, darunter die Papiere der größten Kasinos und Wettbüros Harrah's und Pinnacle Entertainment, MTR Gaming Group und Penn National Gaming. Auch die Rennbahn „Churchill Downs“ selbst ist an der NYSE notiert. An der Bar schenkt Furtune Brands den offiziellen Whiskey aus, ein Bourbon von Brown Forman ist Hauptbestandteil im Mint Julep.
Weitere Hauptsponsoren sind die Dow-Werte Verizon und AT&T sowie AMR als offizielle Airline.
Ach ja, da es am Wochenende nicht nur um Aktien geht: Die Favoriten für das Derby sind Brother Derek vor Barbaro und Lawyer Ron. Das Feld ist aber in diesem Jahr so stark, dass sich auch Szene-Kenner anders als in den Vorjahren nicht auf einen Tip einigen können. Für gewiefte Anleger sind aber ohnehin die Außenseiter interessanter, schließlich haben diese die höchsten Wettquoten.
Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc
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