Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 24-04-2006, 20:27   #467
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 33.345
Nächste Runde im Dollar-Streit

Eigentlich ist es ja nicht sehr erstaunlich, dass die Woche an der Wall Street schwach begonnen hat. Immerhin klettert der Ölpreis weiter, und die Börsen haben sich nach einer zwei Quartale dauernden Kletterpartie eine Pause verdient. Doch pausieren die Märkte aus einem ganz anderen Grund: Der Dollar macht dem Markt wieder einmal Sorgen.

Sorgen um die eigene Währung dürften nur ein kurzzeitiges Problem sein. Doch immerhin verdrängt die Frage nach der Bewertung verschiedener internationaler Währungen zumindest am Montag einmal die anderen Themen. Dass der Greenback auf einmal im Mittelpunkt des Interesses steht, hat zwei Gründe. Zum einen erklären immer mehr Länder ihr Interesse, Währungsanlagen zu diversifizieren. So wollen die Vereinigten Arabischen Emirate und Qatar verstärkt in Euro gehen, und auch die schwedische Zentralbank ist der Appetit auf den Dollar vergangen – man reduziert.

Und dann wäre da nach wie vor der Streit mit China. Wenige Tage nach dem Besuch des chinesischen Präisdenten Hu in Washington, bei dem sein US-Kollege Bush zwar erneut eine Neubewertung des Yuan gefordert aber keinerlei Versprechen oder auch nur eine Absichtserklärung erhalten hat, haben sich die G-7-Staaten gemeinsam an den asiatischen Partner gewandt. Allein dieser neuerliche Appell an China stärkte nun den japanischen Yen, die nach Expertenmeinung vermutlich wichtigste Leitwährung in dem streng geheimen Währungsindex, an den der Yuan angelehnt ist.

Diese Bewegung dürfte aber nur kurzzeitig sein, denn China macht den Amerikanern und den Partnern in der G-7 unmissverständlich klar, dass man an eine Neubewertung nicht denkt. Ein kleine wenig könne der Yuan wohl klettern, meint zwar Zhou Xiaochuan, der Gouverneur der chinesischen Notenbank. Grundsätzlich werde man auf Druck von außen aber nicht nachgeben.

Zhou geht noch einen Schritt weiter: Die internationale Gemeinschaft solle sich gar nicht so sehr um den Yuan sorgen, sondern vielmehr den Dollar im Auge behalten. Die Volkswirtschaften zahlreicher Länder seien zu sehr Dollar-dominiert. Doch „aktuell günstige Bedingungen an den Finanzmärkten können einen raschen Stimmungswandel nicht verhindern.“ Zhou warnt vor hoher internationaler Volatilität für den Fall, dass der Dollar an Stabilität verlieren würde.

Etwas provokativ fordert Zhou die Industriestatten auf, diesen Moment starken Wachstums zur Rekonstruierung zu nutzen und die Partnerschaft mit China und anderen Zulieferern auszubauen. China habe seine Binnennachfrage und den Konsum ausgeweitet und den internationalen Handel verbessert.

Dass man über die Rahmenbedingungen dieses Handels geteilter Meinung sein kann, scheint Zhou zu übersehen. Aus amerikanischer Sicht jedenfalls wäre der Handel und eine Rekonstruierung der Import-/Export-Struktur mit China interessanter, wenn man sich dort erneut dem Yuan annehmen statt eine Überwachund des Dollar fürdern würde.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten